Drei Frauen, ein Laden
Man sollte machen, nicht nur immer davon reden. Das nahmen sich drei Frauen aus dem oberen Maggiatal zu Herzen und gründeten am internationalen Frauentag ihre Dorfladengenossenschaft.
Man sollte machen, nicht nur immer davon reden. Das nahmen sich drei Frauen aus dem oberen Maggiatal zu Herzen und gründeten am internationalen Frauentag ihre Dorfladengenossenschaft.
Eigentlich würde der Dorfladen in Prato-Sornico – die Botega da la Lavizzara – ja ohne persönlichen Kontakt auskommen. Automatisches Schliesssystem mit QR-Code, Scanner, Selbstbedienungskasse, Videoüberwachung. Aber heute ist wieder mal so ein Vormittag, an dem der kleine Raum im Erdgeschoss des schmucken, rosafarbenen Hauses eher einer Dorfversammlung gleicht als einem Selbstbedienungsgeschäft. Zwei Handwerker trinken Kaffee und plaudern mit Astrid Lorenzetti, die nebenbei Gestelle auffüllt. Im Eingangsbereich sitzt Laura Poncia an ihrem Laptop und macht die Buchhaltung. Und Tanja Scolla ist mit ihrer kleinen Tochter Mia vorbeigekommen, die sich im Mittelpunkt des Geschehens in Aufmerksamkeit sonnt. Immer wieder kommen Leute rein, einzeln oder in Gruppen, kaufen etwas, plaudern eine Weile mit, verschwinden wieder. «Wäre doch schade gewesen, wenn dieser Treffpunkt verloren gegangen wäre, oder?», fragt Astrid.
Einige Monate lang hatte das Lavizzara, wie das oberste Maggiatal heisst, tatsächlich keinen Laden mehr. Die Betreiber hörten altershalber auf, nachfolgen wollte niemand. «Das darf doch nicht sein», sagte sich Astrid und besprach sich mit all ihren Bekannten. Man war sich einig: Jemand sollte etwas tun. Eine Genossenschaft gründen zum Beispiel. «Irgendwann wurde mir klar, dass man nicht nur davon reden kann, und ich überzeugte Laura und Tanja, mitzumachen», so Astrid.
Am 8. März, dem internationalen Frauentag, gründeten die drei ihre Genossenschaft. Mitglieder fanden sie aus allen Dörfern des Lavizzara. Durch die Genossenschaftsanteile kam genug Geld rein, um das Lokal aufzufrischen und einen ersten Bestand an Waren zu kaufen. Aber für das Schliess- und Kassensystem reichte es erst, als die Schweizer Berghilfe ihre Unterstützung zusagte. Heute läuft der Laden sehr gut. Er hat 24 Stunden pro Tag geöffnet, 7 Tage in der Woche. Also auch, wenn er mal nicht gerade als Dorftreffpunkt dient.