Dreifache Überraschung

Erika und Thomas Zürcher haben sich riesig gefreut, als sich ein drittes Kind ankündigte. Beim ersten Ultraschall kam die Überraschung: Der Nachwuchs war gleich zu dritt.

Die Drillinge Carol, Sandro und Patrick lösten viel Wirbel aus, bevor sie überhaupt auf der Welt waren, denn die Wohnung musste dringend vergrössert werden. Erika Zürcher blickt zurück auf eine Zeit voller Unsicherheit, Freude, Hilfsbereitschaft und Schlafentzug.

Wir bekamen einen rechten Schreck, als wir erfuhren, dass der fünfjährige Lukas und der dreijährige Lorin nicht nur ein Brüderchen oder Schwesterchen erhalten, sondern gleich drei aufs Mal. Sofort kamen all diese Fragen: Kommen sie alle gesund zur Welt? Wie schaffen wir das bloss? Wo bringen wir so viele Kinder unter? Weil es sowieso nichts bringt, wenn man zu lange über den ersten beiden Fragen brütet, haben mein Mann Thomas und ich uns rasch Frage Nummer drei zugewandt. Hier gab es ein konkretes Problem zu lösen, und das liegt uns besser, als über Dinge nachzugrübeln, die wir sowieso nicht ändern können.

Wir leben auf einem abgelegenen Hof in der Gemeinde Eggiwil im Emmental. Vor sieben Jahren haben wir den Milchwirtschaftsbetrieb von Thomas’ Eltern übernommen. Sie helfen beide weiterhin tatkräftig auf dem Betrieb mit und haben deshalb ihre Wohnung behalten. Wir wohnen im oberen Stock des Bauernhauses in einer Dreieinhalbzimmerwohnung. Es wäre schon mit einem dritten Kind irgendwann eng geworden, aber mit insgesamt fünf Kleinen gab es nur eine Möglichkeit: Wir mussten ausbauen. Zum Glück grenzt unsere Wohnung an die ehemalige Getreidebühne an. Es war deshalb ohne grosse Probleme möglich, dort drei Zimmer einzubauen und diese dann mit unserer Wohnung zu verbinden. Wir verlieren zwar etwas Heulagerraum, aber ansonsten ist diese Lösung ideal. Weit schwieriger als die Umsetzung des Bauvorhabens war dessen Finanzierung. Wir haben schliesslich nie mit diesen Investitionen gerechnet. Auch wenn wir unser gesamtes Erspartes einsetzten, reichte es nicht. Auf den zusätzlichen Platz waren wir aber dringend angewiesen, und es musste schnell gehen, damit die Zimmer fertig waren, wenn die Kinder zur Welt kamen. Es war eine sehr schwierige Situation, besonders weil wir damals, am Anfang der Schwangerschaft, ja noch nicht mit Sicherheit sagen konnten, dass alles gut geht und die drei Kleinen wirklich lebend und gesund zur Welt kommen. Das Risiko bei einer Drillingsschwangerschaft ist nun mal sehr hoch, das kann man beim besten Willen nicht ignorieren.

Das Projekt in Kürze

  • Bergbauernfamilie
  • Vergrösserung der Wohnung
  • Eggiwil/BE

Viel Hilfsbereitschaft erfahren

Es sah also so aus, als ob wir uns in dieser Zeit der Unsicherheit auch noch stark verschulden müssten. Das war sehr belastend. Umso erleichterter und dankbarer waren wir, als der positive Bescheid der Schweizer Berghilfe kam. Auch sonst haben wir sehr viel Hilfsbereitschaft erfahren. Wir erhielten kistenweise Babykleider sowie Bettchen und Spielsachen. Wenn ich nur daran denke, was das alles gekostet hätte …

Aber auch die tatkräftige Unterstützung von Familie und Freunden war Gold wert. Ausserdem mussten wir eine Hilfe einstellen. Alleine hätten wir die ersten Monate nach der Geburt von Carol, Sandro und Patrick nicht geschafft. Nachts haben wir immer Zweierteams gebildet, damit Thomas und ich wenigstens ab und zu mal ein paar Stunden am Stück schlafen konnten. Wir konnten uns vorher nicht vorstellen, was es heisst, Drillinge zu haben, zusätzlich zu zwei drei- und fünfjährigen Buben. Es ist manchmal brutal streng, aber auch unglaublich schön. Ich bin überzeugt davon, dass einem vom Schicksal nur so viel auferlegt wird, wie man meistern kann.

Inzwischen hat sich das Familienleben zu siebt eingependelt. Wir haben gemerkt, dass ich mit den Kindern tagsüber voll ausgelastet bin. Dadurch bleiben natürlich die Arbeiten, die ich früher auf dem Hof erledigt habe, an Thomas und seinen Eltern hängen. Aber sonst geht es eigentlich erstaunlich gut. Auch die beiden grossen Buben machen es super. Lorin hat anfangs nicht so Freude an den drei Neuen gehabt, die ihm Konkurrenz machen. Lukas war hingegen von Anfang an begeistert von seinen Geschwistern. Allerdings wäre es ihm lieber gewesen, wenn alles Buben wären. Carol dürfe nicht mit in den Stall kommen, wenn sie grösser sei, meint er. Vielleicht ändert sich das ja noch mit den Jahren. Und ich finde es schön, dass ich in unserer grossen Familie nicht mehr die einzige Frau bin.

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im Juni 2013
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.