Ein süsses Geschäft
Alexandra Yersin produziert in ihrem neuen Verarbeitungsraum im grossen Stil Caramels.
Alexandra Yersin produziert in ihrem neuen Verarbeitungsraum im grossen Stil Caramels.
Mit der Produktion und dem Verkauf von Caramels erwirtschaftet Alexandra Yersin einen wichtigen Beitrag an das Einkommen. Neu braucht sie dafür nicht mehr zu pendeln.
Es riecht wie auf der Chilbi. Wer dem süssen Duft nach frischem Caramel folgt, landet in einem weiss gekachelten Raum mit grossen Kupferkesseln und vielen Backblechen. Dies ist der neue Verarbeitungsraum von Alexandra Yersin. 100 bis 150 Kilo «Nidelzältli» entstehen hier pro Woche. In Handarbeit. «Das hier ist mein Rührwerk», lacht Alexandra und deutet auf ihre Oberarme. Diese müssen viel umrühren, damit der Zucker in den beiden Kupferschüsseln über der Gasflamme nicht anbrennt, und damit es später, wenn der frische Rahm in die Masse gegossen wird, keine Klumpen gibt.
Alexandra ist eigentlich keine Konditorin. Sie bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Mann Bernard einen Hof in Rougemont in der Nähe von Château-d‘Oex. Im Stall stehen 17 Milchkühe und das Jungvieh, doch das Einkommen aus dem Betrieb reicht nicht, um dem jungen Paar eine Lebensgrundlage zu bieten. Deshalb geht Bernard im Winter Teilzeit als Plattenleger arbeiten, und Alexandra trägt mit ihren Caramels einen wichtigen Beitrag zum Einkommen bei. Sie hat das Geschäft vor gut einem Jahr von ihren Eltern übernommen, die vor 15 Jahren mit der Caramelproduktion angefangen hatten. Bis vor kurzem produzierte Alexandra immer noch bei ihren Eltern im eine halbe Stunde entfernten Dörfchen La Tine. Dies war aber keine ideale Lösung, vor allem weil viel Zeit fürs Pendeln drauf ging. «Mir war klar: Wenn ich das Geschäft übernehme, dann brauche ich einen eigenen Verarbeitungsraum bei uns im Haus», sagt Alexandra. Eigentlich kein Problem, da Yersins sowieso ihr Wohnhaus aus dem Jahr 1737 sanieren mussten. Bei dieser Gelegenheit konnten sie auch gleich den Verarbeitungsraum einrichten. Doch weil die Sanierung des historischen Hauses aus Denkmalschutzgründen aufwändiger als geplant war, reichte das Geld nicht mehr für den Verarbeitungsraum. Erst, als die Schweizer Berghilfe ihre Unterstützung zusicherte, konnten Yersins diese Investition in die Zukunft tätigen.
Eine Investition, die weiteres Potenzial hat. So kaufen Yersins den Rahm für ihre Caramels im Moment noch extern ein. «Das Ziel ist aber ganz klar, dass wir auf diese Art den Rahm unserer eigenen Kühe verwerten können», sagt Bernard. Inzwischen giesst Alexandra die heisse Caramelmasse auf die bereitgelegten Bleche. Im neuen Raum ist genügend Platz, die Masse auskühlen lassen. In ein paar Stunden wird sie genügend hart sein, dass Alexandra mit dem Messer daraus die typischen, unregelmässigen «Täfeli» schneiden kann. Dann müssen diese nur noch in Säcklein verpackt und ausgeliefert werden. An Nachfrage mangelt es zum Glück nicht. «Die Caramels haben viele Liebhaber», sagt Alexandra. Sie selbst gehört übrigens nicht mehr dazu. «Ich habe wohl zuviel davon gegessen. Aber den Geruch mag ich immer noch.»