Eine starke Sippe

In Mont-des-Verrières in Neuchâtel bietet ein neuer Laufstall die Existenzgrundlage für vier Bauernfamilien.

Der Hof ist gross. 200 Hektaren Land werden bewirtschaftet, im neuen Laufstall stehen 280 Tiere. Zu gross ist der Hof aber keineswegs. Denn er bietet die Existenzgrundlage für vier Familien.

Die Holztafel im Western-Stil ist nicht zu übersehen, wenn man in den Weiler Les Baumes oberhalb des Val de Travers kommt. «Vous pénétrez dans une cité protégée. Le Syndic, Tony Wieland» steht da. Der drohende Ton ist aber nur Show. Fremde können gefahrenlos in diese «geschützte Stadt eindringen». Und Tony Wieland ist zwar nicht der Gemeindepräsident des Weilers, aber unbestritten der Patron. Vor 35 Jahren hat er den Hof seines Vaters übernommen, sein Bruder Daniel bewirtschaftete den Nachbarhof. Irgendwann kamen die beiden zum Schluss, dass es besser ist, die Betriebe zusammenzulegen und gemeinsam zu führen. Sie gründeten eine Betriebsgemeinschaft. Während Daniels Kinder Berufe ausserhalb der Landwirtschaft erlernten und auszogen, zeigten zwei der vier Nachkommen von Tony und seiner Frau Corine grosses Interesse am Bauern-leben: Christophe und sein jüngerer Bruder Vincent. Die beiden konnten Betriebe in der Nachbarschaft übernehmen und diese in die Gemeinschaft einbringen. Inzwischen haben beide geheiratet und selbst Kinder bekommen, sodass vier Familien vom Gemeinschaftsbetrieb ernährt werden.

Mit der Grösse des Betriebs nahm auch die Anzahl der Kühe und damit die Arbeit zu. Weil die Tiere in einem knappen Dutzend verschiedener Ställe untergebracht waren, die allesamt alt waren und kaum technische Hilfsmittel hatten, war das Pensum auch mit bester Zusammenarbeit kaum mehr zu bewältigen. Jeden Tag mussten die vier Wieland-Familien an vier verschiedenen Orten melken. Sie machten deshalb den nächsten Schritt in der Zusammenlegung ihrer Bauernhöfe und planten einen grossen Stall für alle Kühe, Rinder und Kälber. Mit dem Einsatz aller vorhandenen Mittel, viel Eigenleistung und dem entscheidenden Beitrag der Schweizer Berghilfe entstand ein moderner Laufstall, in dem insgesamt 280 Tiere leben. Fast jeden Tag kommt hier ein Kälbchen zur Welt. «Wir züchten alle unsere Milchkühe selbst und müssen nie von extern dazukaufen», sagt Tony stolz.

Viel zu tun gibt es immer noch auf dem grossen Hof. «Aber es ist nicht mehr so ein Krampf wie vorher», sagt Tony. In der Gemeinschaft hat jeder seinen Bereich, für den er zuständig ist. Man hilft sich aber gegenseitig und ermöglicht so den anderen zwischendurch auch mal ein paar freie Tage. Für Christophe und Vincent ist diese Art der Zusammenarbeit ideal: «Auf sich alleine gestellt hätte keiner von uns eine Zukunft», sagt Christophe.

Erschienen im März 2013

Das Projekt in Kürze

  • Betriebsgemeinschaft
  • Neuer Laufstall
  • Mont-des-Verrières/NE
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.