Einfach, aber gemütlich

Familie Zgraggen konnte dank der Berghilfe ein halbverfallenes Bauernhaus sanieren.

Durch Zufall bot sich Pascal Zgraggen die Chance, günstig Land zu kaufen und seinen Bergbauernbetrieb zu vergrössern. Auf dem Stück Land stand auch ein halb verfallenes Wohnhaus. Pascal und seine Partnerin haben es wieder bewohnbar gemacht und nutzen es nun als zweites Heimet.

Pascal Zgraggen ist Bergbauer, auch wenn sein Betrieb lediglich auf gut 500 Meter über Meer liegt, nur einen halben Kilometer vom See entfernt. Weil es sich dabei aber um den Vierwaldstättersee handelt, geht das Gelände fast direkt vom Ufer aus steil bergauf. Die gekieste Zufahrtsstrasse zum über 500-jährigen Haus und dem modernen Stall schafft man bei trockenem Wetter mit Anlauf gerade noch, ohne Allradantrieb ist sonst bereits unten beim Bach Endstation. Genauso stotzig wie die Zufahrt ist das Land. Ebene Stellen gibt es keine, an vielen Orten muss Pascal mit der Sense mähen, weil das Gelände sogar für den kleinen Motormäher zu steil ist. Doch mit der Steilheit hat Pascal kein Problem. Viel mehr Sorgen machte ihm der Umstand, dass sein Betrieb mit acht Hektaren zu klein war, um eine Familie zu ernähren. Um mehr Kühe halten zu können, brauchte er mehr Land.

Da kam der Zufall zu Hilfe. Pascal bekam die Gelegenheit, sehr günstig zusätzliche fünf Hektaren zu kaufen, vier Kilometer entfernt, weit oben im Riemenstaldental. Er überlegte nicht lange und schlug zu. Im Kaufpreis inbegriffen waren ein baufälliges Haus und ein sanierungsbedürftiger Stall. Erst wollte Pascal diese Gebäude nicht nutzen, sondern einfach die neu erworbenen Wiesen mähen und das Heu nach unten schaffen. Doch das stellte sich als viel zu aufwendig heraus. Also brachte der gelernte Schreiner mit einem ortsansässigen Zimmermann den Stall auf Vordermann. So konnte er das Heu gleich dort einlagern, später mit dem Vieh nachziehen und diesem das Heu verfüttern. Insgesamt verbringen die Kühe, Kälber und Geissen gut drei Monate pro Jahr im Riemenstaldental. Doch Pascal und Rita mussten während dieser Zeit pendeln und die Tiere zu oft alleine lassen. Also krempelten sie die Ärmel hoch und machten sich an die Sanierung des Wohnhauses, damit auch sie die mehrmaligen Umzüge des Viehs mitmachen konnten. Mit finanzieller Unterstützung der Schweizer Berghilfe und sehr viel Eigenleistung schafften sie es, aus der Bruchbude ein gemütliches Heim zu machen. Die Decken sind zwar immer noch niedrig, die Wände schief und die Isolation mässig – doch das ist beim unteren Heimet in Sisikon auch nicht anders. Pascal: «Bei so alten Häusern geht einem die Arbeit nie aus, aber das Gröbste haben wir jetzt mal erledigt.»

Mit dem zusätzlichen Land und der zweiten Wohnmöglichkeit ist Pascals und Ritas Bergbauernbetrieb jetzt fit für die Zukunft – und die beiden können ernsthaft an Heirat und Familiengründung denken. «Wir sind sehr dankbar, dass wir unsere Zukunft in die eigenen Hände nehmen konnten», sagt Pascal. «Ohne die Berghilfe wären wir noch lange nicht so weit.»

Text und Bild: Max Hugelshofer

Erschienen im August 2014

Das Projekt in Kürze

  • Bergbauern
  • Sanierung eines Bauernhauses
  • Sisikon/UR
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.