Fast schon Italien
Dank dem neuen Laufstall ist die Zukunft der jungen Bergbauernfamilie Lanfranchi gesichert.
Dank dem neuen Laufstall ist die Zukunft der jungen Bergbauernfamilie Lanfranchi gesichert.
Ganz am Rande der Schweiz, aber mitten im Leben. Das gilt für Lanfranchis aus Viano im Val Poschiavo.
«Siehst du die Wiese da hinten? Dort ist Italien», sagt Ivan Lanfranchi. Er lebt mit seiner Frau Stefania und den Kindern Eleonora (10), Elia (7) und Chiara (4) in Viano, zuunterst im Val Poschiavo. Obwohl – zuunterst stimmt nur kartografisch gesehen. Denn von Brusio aus führt die schmale Strasse zwar nochmals etwas nach Süden, aber vor allem auch steil den Hang hinauf. Viano liegt auf knapp 1300 Meter Höhe. 70 Leute leben hier, Stefania ist im Dorf aufgewachsen. Man sieht auf das italienische Städtchen Tirano hinunter, und die Provinzhauptstadt Sondrio ist nur eine halbe Stunde entfernt. Wenn Lanfranchis hingegen in die Kantonshauptstadt Chur wollen, dann müssen sie zwei Pässe überqueren und sind dabei mehr als zwei Stunden im Auto unterwegs.
Dennoch fühlen sich Lanfranchis kein bisschen als Italiener, sondern ganz und gar als Schweizer. Sie kaufen im Tal ein, auch wenn es ennet der Grenze deutlich günstiger wäre. Sogar beim Bau des neuen Stalls, den Lanfranchis im Herbst abschliessen konnten, arbeiteten sie nur mit Schweizer Firmen zusammen. «Wir profitieren von der guten Infrastruktur in der Schweiz, und davon, das auch die abgelegenen Randgebiete nicht vergessen werden. Da wollen wir unser Geld auch hier ausgeben», so Ivan. Nach Italien hätten sie kaum Kontakte, auch nicht zu den dortigen Bauern. Einmal hätte er probiert, überschüssige Gülle an eine Biogasanlage in Italien zu liefern. Doch mit der Idee löste er eine bürokratische Formularlawine aus. Er gab auf und behielt seine Gülle in der Schweiz.
Das war noch, als er seine Kühe in Brusio unten in einem Pachtstall hielt. Dort war nicht nur das Güllenloch zu klein, der Stall entsprach auch nicht mehr den Tierschutzvorschriften. Mit dem neuen Laufstall in Viano, dessen Bau von der Schweizer Berghilfe ermöglicht wurde, ist der Betrieb nun fit für die Zukunft. Die Kühe geniessen die grosszügigen Platzverhältnisse, und Lanfranchis die grosse Arbeitserleichterung.