Fisch – frischer geht nicht

Wer im Restaurant des Hotels Kristall-Saphir die Spezialität des Hauses bestellt, muss sich allenfalls etwas gedulden. Denn bevor die Forelle in der Pfanne landet, macht sich Andreas Breuer mit der Angelrute auf zum Teich hinter dem Haus.

Fröhlich plätschert das kleine Bächlein in den Teich hinter dem Hotel Kristall-Saphir. Eine Libelle fliegt im Zickzack von einem Busch zum nächsten, im Hintergrund sitzen Ausflügler auf der Hotelterrasse und geniessen ihr Mittagessen. Da marschiert auf einmal ein Mann mit einer Fischerrute in der Hand durch die friedliche Szene. Er macht beim Teich halt, wirft den Köder aus, wartet drei Sekunden. Dann ein kurzer Ruck an der Rute, und eine Forelle hängt am Haken. Der Fischer zieht den Fisch heraus, tötet ihn und verschwindet damit. Dann herrscht wieder Stille. Keine halbe Minute hat der Spuk gedauert.

Niemand scheint irritiert ob dem unverschämten Fischer, der sich sein Mittagessen einfach so aus dem privaten Teich holt. Denn der Fischer ist gleichzeitig der Hotelier, und die Forelle wird schon wenig später, nach Müllerinnen-Art zubereitet, einem der Gäste auf der Terrasse serviert.

Andreas Breuer war schon immer begeisterter Jäger und Fischer. Als seine Frau Rosine in den 1990-er Jahren das Hotel ihrer Eltern übernahm und er anfing, am Feierabend und an den Wochenenden im Betrieb mitzuhelfen, war es für ihn Ehrensache, den frischesten Fisch des Tals anzubieten. Er liess den Teich ausheben, sorgte für eine laufende Frischwasserzufuhr aus dem nahegelegenen Bergbach und liess sich eine erste Ladung Forellen liefern.

Das Projekt in Kürze

  • Hotel
  • Sanierungn
  • Saas-Almagell/VS

Hotel energetisch saniert

Das ist nun 23 Jahre her. Seither sind die frischen Forellen, die man auch blau oder filetiert mit Mandelbutter bestellen kann, eine Spezialität des Hauses. Das ist auch dieses Jahr nicht anders, obwohl sich rund um den Teich herum so ziemlich alles verändert hat. Das Hotel hat eine Totalrenovation hinter sich, bei der nicht nur die meisten Zimmer erneuert und die Speise- und Aufenthaltsräume modernisiert wurden. Viel Arbeit und Geld steckten Breuers und ihre erweiterte Familie auch in eine zeitgemässe Isolation und eine Wärmepumpen-Heizung samt Photovoltaikanlage. Der Aussenbereich des Hotels wurde neu gestaltet. Aber der Teich, der blieb.

Pflanzen ziehen Insekten an

Anfang Juni hat ein Tanklaster rund 150 Fische aus einer Zucht im Unterwallis angeliefert. Und seither angelt Andreas einen nach dem anderen aus dem Teich und übergibt ihn seinen Köchen. Von der Qualität seiner Fische ist er absolut überzeugt: «Wir sind
zwar nicht bio-zertifiziert, aber natürlicher als bei uns geht es gar nicht.» Die Forellen erhalten kein Fischfutter, sie ernähren sich ausschliesslich von den Insekten, die rund um den Teich herumschwirren. Dass es so viele sind, ist kein Zufall. «Ich habe extra solche Pflanzen um den Teich herum gepflanzt, die möglichst viele Insekten anziehen», sagt Andreas. Ein weiterer Vorteil: Die Fische sind nicht überfüttert und beissen gut. «Bislang ist nnoch kein Gast hungrig geblieben, weil nichts angebissen hat», lacht der 64-Jährige.

kristall.ch

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im August 2023

Die Unterstützung

Die für die Zukunft des Hotels Kristall-Saphir in Saas-Almagell notwendige Sanierung war aufwändig und für die kleine Familien-AG nicht ohne Hilfe zu stemmen. Die Schweizer Berghilfe trug mit ihrer Unterstützung entscheidend zum Gelingen des Projekts bei. Möchten auch Sie unterstützen?
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