Frische setzt sich durch

Ofenfrisches Brot und Gebäck statt Aufbackware von der Tankstelle – die Bäckerei «Pasternaria Lumneziana» ist vor der Schliessung bewahrt worden. Ein Gewinn für das ganze Lugnez.

Immer wieder läuft der Mailänderliteig durch die grosse Auswallmaschine. Hin und her, hin und her – bis Bäcker Romano Casanova zufrieden ist mit der Dicke und sich ans Ausstechen der Weihnachtsguetzli machen kann. Zwischendurch muss er noch kurz nach den Wachauer Dinkelbroten schauen, die im Ofen liegen. Sie dürfen nur halb ausbacken, denn jetzt, um 8 Uhr morgens, sind nebst den Süssigkeiten die Frischbackbrote an der Reihe, die gleich nach dem Backen tiefgefroren werden. Die normale Tagesproduktion liegt schon längst fertig in den Gestellen der Dorfläden des Val Lumnezia oder wird gerade in den Hotels von den Feriengästen zum Frühstück gegessen. Casanova ist schon lange auf den Beinen. Seit 1.30 Uhr stehen er und seine beiden Mitarbeiter in der Backstube, gegen 10 Uhr werden sie sie verlassen. Doch bereits um 18 Uhr wird Casanova aber bereits wieder für eine Stunde in die Backstube in Vella zurückkommen, um für die nächste Nacht alles vorzubereiten.

Wertvolle Arbeitsplätze bleiben erhalten

Casanovas Job ist streng, und weil er im Moment keinen Stellvertreter hat, macht er ihn sieben Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr. Ferien gab es schon lange keine mehr. Klagen möchte er aber nicht. Vor einiger Zeit hatte es nämlich danach ausgesehen, als ob er bald gar keine Stelle mehr haben würde. Sein damaliger Chef hörte auf, es fand sich niemand, der das Geschäft hätte übernehmen können. Lange dauerte die Ungewissheit, bis «ViVal Lumnezia» einsprang und die Bäckerei übernahm. Der Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, das Tal lebendig zu halten, betrieb bereits die vier Dorfläden im Lugnez und war der grösste Abnehmer der Backwaren. Alleine konnte der Verein die Integration der Bäckerei allerdings nicht stemmen. «Das Ziel unserer Läden ist die Versorgung des Tals, Gewinn machen sie kaum», sagt Präsident Daniel Blumenthal. «Erst die Unterstützung durch die Berghilfe hat die Übernahme der Bäckerei möglich gemacht.» Das Engagement hat sich gemäss Blumenthal ausbezahlt: «Der Betrieb läuft bestens. Die Zukunft der Bäckerei ist gesichert.» Gesichert sind somit auch vier wertvolle Arbeitsplätze und vor allem die Versorgung der Talbewohner und Touristen mit frischem Brot. Die Alternative wäre wenig verlockend gewesen: Aufgebackenes von der Tankstelle.

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im November 2012

Das Projekt in Kürze

  • Bäcker
  • Übernahme der Bäckerei
  • Vella/GR
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.