Gemeinsam an der Wärme

Das Wohnhaus von Familie Tester ist nach einer einfachen Sanierung endlich isoliert. Und bereit für Familienzuwachs.

Melanie Tester ist alles andere als eine Mimose. Sonst wäre sie nicht zuhinterst ins Bündner Safiental gezogen. Die wilde Natur gefällt ihr, in ihrer Freizeit lässt sie sich von ihrem Schlittenhund auf dem Mountainbike durch den Wald oder auf Langlaufskis über die Loipe ziehen. Kälte macht ihr nichts aus. Dennoch ist Melanie zumindest indirekt dafür verantwortlich, dass bei Leonhard Tester nun am Morgen die Glasscheiben des Schlafzimmerfensters nicht mehr zufrieren.

Doch schön der Reihe nach: In Thalkirch, ganz hinten im Safiental, hat Leonhard Tester seinen Hof. Der 40-Jährige hat ihn schon jung übernommen, als sein Vater starb. Er lebte immer im Elternhaus, zusammen mit seiner Mutter. Bis Melanie auftauchte. Die Tierphysiotherapeutin aus dem deutschen Singen zog es in die Berge. Sie war auf der Suche nach einem Arbeitseinsatz in den Alpen. Da stiess sie auf ein Inserat, das Leonhard im «Schweizer Bauer» aufgegeben hatte, weil er für den Sommer Hilfe brauchte. Die beiden telefonierten, fanden sich sympathisch. Dann kam Melanie zum Vorstellungsgespräch. «Es war Liebe auf den ersten Blick», sind sich beide einig. Ihren Sommerjob trat sie nie an. Dafür heiratete sie zwei Jahre später ihren Leonhard. «Als Melanie bei mir einzog war für mich klar: Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um end-lich das Wohnhaus zu sanieren», sagt Leonhard. Zwar störte sich Melanie nicht an den niedrigen Decken, den kleinen Fenstern, der undichten Haustür, den Spalten in den Wänden, durch die der Wind blies, und dem winzigen Bad. «Im Gegenteil, ich finde all das eigentlich sehr urchig», sagt sie. Doch wenn das Haus einmal das Zuhause einer Familie werden sollte, dann musste sich etwas ändern. Testers entschlossen sich, das alte Wohnhaus sanft zu renovieren. Drei von vier Fassaden sollten erneuert und isoliert werden, im oberen Stock die Zimmer bewohnbar gemacht und ein Bad eingebaut werden, und aus einem nicht mehr genutzten Vorratsraum sollte eine grosse Wohnküche entstehen. Doch die Finanzen machten Testers beinahe einen Strich durch die Rechnung. Weil Leonhard vor drei Jahren den alten Anbindestall zum tierfreundlichen Laufstall umgebaut hatte, waren die finanziellen Reserven aufgebraucht. Die Sanierung tatsächlich anpacken konnten Testers nur, weil sie mithilfe von Leonhards Bruder Martin, der gelernter Schreiner und Zimmermann ist, einen grossen Teil der anfallenden Arbeiten selbst erledigen konnten. Und weil die Schweizer Berghilfe den fehlenden Betrag übernahm.

Inzwischen ist der Umbau fast abgeschlossen. Melanie und Leonhard leben nun in ihren neuen vier Wänden. Zwar gibt es immer noch viel zu tun, und bis es wieder so richtig gemütlich ist, wird noch einige Zeit vergehen. Doch bereits jetzt ist es ein ganz anderes Wohnen als zuvor. Weil das Haus nun isoliert ist, und weil die Holzheizung einen Wasserspeicher hat, müssen Leonhard und Melanie das Feuer im Ofen auch im tiefsten Winter nicht mehr den ganzen Tag über am Brennen halten. Und die neue Küche mit Fussbodenheizung ist rasch zum Lieblingsraum der Testers aufgestiegen.

Text und Bild: Max Hugelshofer

Erschienen im März 2014

Das Projekt in Kürze

  • Bergbauern
  • Sanierung des Wohnhauses
  • Thalkirch/GR
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.