Gemeinsam unter Strom

In der Region Schamserberg/Rheinwald ist neu ein bunt bemaltes Kühlfahrzeug unterwegs. Nun können die lokalen Produkte umweltfreundlich ausgeliefert werden.

Auf dem Schulhausplatz von Zillis steht ein kleiner Lieferwagen, umringt von 50 neugierigen Oberstufenschülerinnen und -schülern. Inmitten der Traube stehen Benedikt Joos und Fabio Maurizio vom Naturpark Beverin und verteilen Hotdogs. Der währschafte Znüni ist ein Dank an die Schüler und hat direkt mit dem Lieferwagen zu tun. Denn dieser ist über und über mit ihren Zeichnungen bedruckt. Die Sujets: verschiedenste lokale Produkte. Produkte, die mit diesem Lieferwagen ausgeliefert werden.

Die Idee stammt von der Geschäftsstelle des Naturparkt Beverin, die das Fahrzeug bedrucken liess. Eigentümer ist der Verein «PRE Beverin». Dieser ist ein Zusammenschluss von verschiedenen Produzenten wie Käsereien, Metzgereien, agrotouristische Anbieter und Bergbauern. Sie alle müssen beim Transport ihrer frischen Produkte sicherstellen, dass die Kühlkette nicht unterbrochen wird. «Aber es kann sich ja nicht jeder Produzent ein eigenes Kühlfahrzeug anschaffen», so Vereinspräsidentin Rebecca Göpfert. Also beschloss man, sich ein solches Fahrzeug zur gemeinsamen Nutzung zuzulegen. «Wir wollten aber nicht einfach ein normales Dieselfahrzeug kaufen, sondern die Chance nutzen und einen Schritt in Richtung mehr Umweltverträglichkeit machen», sagt sie.

Das Projekt in Kürze

  • Produzentenvereinigung
  • Anschaffung eines Elektro-Kühlfahrzeugs
  • Andeer/GR

Also machten sie sich auf die Suche nach einer Alternative. Fündig wurden sie bei einer Garage in Bellinzona, die sich einerseits auf den Ausbau von Kühlfahrzeugen spezialisiert hat, andererseits auf Elektrofahrzeuge. «Dort fanden wir den für uns perfekt geeigneten Lieferwagen.» Der Nissan hat eine 40 kWh Batterie und damit eine Reichweite von etwa 150 bis 200 Kilometern – wenn die Kühlanlage läuft. «Das reicht für Fahrten in der Region locker», sagt Fabio Maurizio. «Dennoch mussten wir bei unseren Mitgliedern auch Überzeugungsarbeit leisten.» Nun sind aber fast alle, die das Auto schon mal ausgeliehen haben, begeistert davon.

Das Ausleihen selbst ist sehr einfach. Die Mitglieder reservieren das Auto telefonisch. Abholen können sie es am Standplatz bei der Metzga Viamala in Andeer. Nach der Fahrt bringen sie es dorthin zurück und stecken es an der Ladestation ein. Fertig. Für Mitglieder kostet ein halber Tag 25, ein ganzer 40 Franken. Momentan ist die Metzgerei selbst die häufigste Nutzerin. Einmal pro Woche fährt jemand runter nach Chur und wieder zurück. Metzgerin Leila Eugster hat mit dem elektrischen Antrieb gute Erfahrungen gemacht: «Das Auto fährt sich sehr ruhig und angenehm.» Der Nissan hat aber auch schon längere Touren hinter sich. Ein Bauer, der sein Fleisch direkt vermarktet, hat schon eine Runde zu seinen Kunden bis nach Zürich gemacht. Nachladen an einer öffentlichen Schnelladestation inklusive.

Mit seiner Bemalung dient das Auto auch prima als Blickfang. Und dass es sich mit einem zusätzlichen Tisch zum Marktstand umfunktionieren lässt, beweist die Aktion auf dem Zilliser Schulhausplatz.

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im März 2020
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.