Hochdeutsch interessiert hier niemanden

Nicht Hochdeutsch, sondern «Ürnerditsch» steht im Zentrum dieses Themenwegs im Isental. Eindrücklich ist auch das Naturerlebnis auf dem Urner Mundartweg.

Josef Schuler klettert aus dem «Gifi», schaut sich um und macht ein Foto vom «Gnessi» im «Schattähalb» auf der anderen Talseite. Zum «grüäwä» ist jetzt aber keine Zeit, Josef schultert seinen Rucksack und verschwindet den steilen Weg hinauf in die «Wildi». Alles klar? Nein? Dann wird es Zeit, sich auf dem Urner Mundartweg etwas weiterzubilden. Dort sind nicht nur auf dreizehn Steinen urchige Urner Wortpaare eingraviert. In einem dazugehörigen Büchlein oder per QR-Code gescannt auf dem Handy wird einem auch deren Bedeutung erklärt. Dazu gibt es passende Filmchen und Tonaufnahmen.

Konzipiert und auf die Beine gestellt hat den Weg eben dieser Josef Schuler, der gerade aus dem abenteuerlichen Seilbähnchen der beiden Familien Bissig geklettert ist. Er war vor seiner Pensionierung Chef des kantonalen Amtes für Kultur und Sport, davor aber vor allem zwei Jahrzehnte lang Dorflehrer in Isenthal. Das Tal liegt ihm sehr am Herzen. Deshalb engagiert er sich im Gemeinderat und reisst diverse Projekte an, die Touristen ins abgelegene Tal bringen. «Die 480 Einwohner alleine reichen nicht, um die Infrastruktur auszulasten », sagt er. «Postauto, Dorfladen, die beiden Restaurants – alles braucht zusätzliche Einnahmen von Besuchern.» Der Urner Mundartweg zeigt fünf Jahre nach seiner Eröffnung bereits Wirkung. Die Bauernfamilien Bissig und Eberli können heute viel mehr Gäste mit ihren privaten Seilbahnen befördern als zuvor und so einen wichtigen Betrag an die hohen
Unterhaltskosten der Bahnen erwirtschaften.

Das Projekt in Kürze

  • Themenweg
  • Beschriftungen und Informationsmaterial
  • Isenthal/UR

Nur schon um die Bergbauern zu unterstützen, lohnt es sich also, den Auf- und Abstieg nicht zu Fuss, sondern mit der Seilbahn zu machen. Aber auch, weil die kleinen, offenen Kabinen einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert bieten. Wer schon mal mit Kindern wandern war, weiss, was gemeint ist. Zwischen den beiden Seilbahnen Furggelen und Obere Bärchi ist das Wandern dann dafür so schön und abwechslungsreich, dass garantiert keine Langeweile aufkommt. Der Weg schlängelt sich durch waldige Stücke, durch Felsen und über einen eindrücklichen Grat mit Aussicht auf beide Seiten. Der Weg ist nicht schwierig, aber trittsicher sollte man sein. Sonst «ghiit» man noch.

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im Mai 2020
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.