Hochwertige Wolle nutzen

Aus Alpakawolle produzieren Sandra und Bruno Schmocker gefragtes Garn.

Im Leben von Sandra und Bruno Schmocker dreht sich alles ums Alpaka. Die beiden züchten die südamerikanischen Kameltiere, bewerten sie an Ausstellungen – und verarbeiten bald schon deren Wolle im grossen Stil zu besonders weichem Garn.

Der Anblick ist beeindruckend. Seite an Seite stehen ein knappes Dutzend mattgrüne Industriemaschinen in der ehemaligen Werkstatt auf dem Hof von Bruno und Sandra Schmocker. Gemeinsam bilden sie eine professionelle Wollverarbeitungslinie. Die Wolle wird darauf kardiert und gekämmt, wird dabei immer feiner und weicher, bis sie schliesslich zu Garn gesponnen werden kann. Es ist keine normale Wolle, die hier verarbeitet wird. Die Lieferanten stehen gleich hinter der Werkstatt auf ihrer Weide: gut 50 Alpakas, viele davon von der besonders edlen Suri-Sorte, die ein fein gebündeltes und glänzendes Wollkleid besitzen.

Schmockers sind begeisterte Alpaka-Züchter, die mit ihren Tieren an Shows im In- und Ausland regelmässig die vordersten Plätze belegen. Alle ihre Tiere müssen jeden Frühling geschoren werden. So fallen jeweils über 200 Kilo hochwertiger Wolle an. Wolle, deren Qualität mit Kaschmir-Wolle vergleichbar ist. Und vor allem Wolle, die nicht verwertet werden konnte. «Eine Möglichkeit, die Rohwolle professionell verarbeiten zu lassen, gab es nur in England», sagt Sandra Schmocker. Das war sehr teuer und wegen Quarantänebestimmungen auch sehr kompliziert. «Wir wussten, dass alle Züchter das gleiche Problem hatten wie wir. Darin sahen wir eine Marktlücke und machten wir uns auf die Suche nach einer Lösung», erzählt Bruno Schmocker.

Das Projekt in Kürze

  • Wollmanufaktur
  • Erweiterung des Produktionsgebäude
  • Kriesbaumen/BE

Der ausgebildete Betriebswirtschafter und ehemalige Maschinenmechaniker informierte sich, knüpfte Kontakte auf der ganzen Welt. So entstand eine Freundschaft mit einem Textilingenieur in Frankreich, der Schmockers bei der Beschaffung von Occasionsmaschinen half. Am Anfang nicht ganz ohne Missverständnisse. «Die erste Maschine, die wir in Nordfrankreich besichtigten, stellte sich vor Ort als ganze Fabrik heraus, untergebracht in einem riesigen Hangar», erinnert sich Bruno Schmocker schmunzelnd. Doch schon bald hatte der Ingenieur verstanden, in welcher Grössenordnung Schmockers dachten, und Schritt für Schritt kam auf deren Hof ein ansehnlicher Maschinenpark zusammen. Nachdem mit einem Ausbau der Werkstatt mehr Platz geschaffen wurde, sind Schmockers nun daran, die Anlage zu installieren. Im Sommer soll die Produktion starten. Verarbeitet werden soll nicht nur die Wolle der eigenen Tiere. Alpaka-Besitzer können Wolle anliefern und erhalten später das daraus hergestellte Garn zurück. «Es ist ein bisschen wie beim Mosten», sagt Sandra Schmocker. Da freue man sich als Obstbaumbesitzer auch am Most aus den eigenen Äpfeln. «Für begeisterte Tierbesitzer ist es das Grösste, wenn sie sich zum Beispiel einen Pullover aus der Wolle ihrer eigenen Tiere stricken können.»

Zu Beginn werden Sandra und Bruno Schmocker die Wollverarbeitung nebenher betreiben. Doch Bruno hat im Sinn, sein Pensum als Produktmanager zu reduzieren und irgendwann nicht mehr extern arbeiten zu gehen. Er ist auch davon überzeugt, schon bald Arbeitsplätze schaffen zu können. «Wenn alles angelaufen ist möchten wir fünf Vollzeitstellen anbieten können», sagt er.

yarda-yarn.com

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im März 2014
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.