Holz vor Ort verarbeiten

Die «Groupement forestier des Agittes»​ verarbeitet das Holz aus den Wäldern des Waadtländer Chablais direkt vor Ort.

Die «Groupement forestier des Agittes» ist ein Zusammenschluss der Forstbetriebe von sieben Gemeinden im Kanton Waadt. Dank einer Sägerei, welche die Groupement wieder zum Leben erweckt hat, kann nun ein Teil des Holzes aus den Wäldern des Waadtländer Chablais direkt vor Ort verarbeitet werden.

Ein leises Surren, dann hebt sich der schwere Baumstamm wie von Geisterhand. Langsam dreht er sich um seine eigene Achse und sinkt sanft zurück auf die metallene Plattform. Erst jetzt wird es laut. Das Sägeband beginnt zu rotieren, bewegt sich auf den Stamm zu, und die spitzen Metallzacken fressen sich mühelos ins Holz. 15 Sekunden später ist der Stamm der Länge nach durchgesägt. In den nächsten Minuten wiederholt sich der Vorgang noch ein paar Mal, bis aus dem Baum ein fein säuberlich aufgetürmter Stapel Bretter geworden ist. Das gesamte Sägen erledigt Nicolas Pollen mit seinen Fingerspitzen: an den Joysticks der Säge. «Körperlich ist die Arbeit wirklich sehr leicht. Nur beim Wegtragen der einzelnen Bretter von der Säge muss man noch ein bisschen zupacken», sagt der junge Förster und Tischler. Weil er gut mit Maschinen klarkommt, hat er in der Einführungsphase der neuen Sägerei die Verantwortung übernommen.

Der zweite Arbeitsplatz an der Säge ist reserviert für ältere Mitarbeiter der Groupement forestier des Agittes. Es sind diejenigen, bei denen die jahrelange harte körperliche Arbeit Spuren hinterlassen hat. «Die Sägerei bietet eine ideale Möglichkeit, diese verdienten Mitarbeiter bei einer körperlich weniger strengen Arbeit weiterhin sinnvoll einzusetzen», sagt Laurent Fivaz, der Leiter der Groupement. Er war es, der die Idee hatte, die veraltete und kaum mehr genutzte Sägerei der Gemeinde Corbeyrier, direkt neben dem Hauptstandort der Groupement gelegen, zu übernehmen. Für ihn war klar, dass die Möglichkeit, das im Wald geschlagene Holz direkt vor Ort verarbeiten zu können, viele neue Chancen böte. So konnte Fivaz sich im Frühling dieses Jahres an die Wiederinstandsetzung der alten Sägerei machen. Baulich gab es wenig zu tun, aber die Säge selbst war nicht mehr zu sanieren. Der Ersatz kostete über 100 000 Franken, was aus dem Eigenkapital der erst 2010 gegründeten Groupement nicht zu finanzieren war. Die Bestellung abschicken konnte Fivaz deshalb erst, als sich die Schweizer Berghilfe bereit erklärte, den noch ungedeckten Betrag zu übernehmen.

Inzwischen wird in der Sägerei schon wieder fleissig produziert. Bei lokalen Zimmerleuten und Schreinern ist die Nachfrage nach lokalem Holz gross. Hinzu kommt, dass industrielle Sägereien nur Stämme bis zu einem Durchmesser von 60 Zentimetern verarbeiten. Grössere Stämme mussten bisher zu Brennholz verarbeitet werden. Heute sind es genau diese grossen Bäume, aus denen die Groupement in ihrer Sägerei die hochwertigsten Bretter und Balken herstellen kann. Fivaz: «Wir haben unsere Nische gefunden, und wir machen keinem der regionalen Holzverarbeitungsbetriebe Konkurrenz.»

Text und Bilder: Max Hugelshofer

Erschienen im November 2014

Das Projekt in Kürze

  • Forstbetriebe
  • Kauf einer neuen Säge
  • Corbeyrier/VD
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.