Véronique Lugrin hat es geschafft. Sie hat sich ihre eigene, gut laufende Firma «Enmouvement» aufgebaut und sich im Bereich Bewegung und Gesundheit einen Namen gemacht. Sie trainiert Olympia-Sportler, hat für das bekannte «Béjart Ballet» in Lausanne ein Präventionsund Aufbauprogramm lanciert, beschäftigt rund 20 Physiotherapeutinnen, Osteopathen, Yogainstruktorinnen, Ernährungsberater und Masseure. Sie könnte sich zurücklehnen und eine ruhige Kugel schieben. Stattdessen setzt sie nochmals alles auf eine Karte, investiert ihre gesamten Ersparnisse und arbeitet fast rund um die Uhr, um ins abgelegene Vallée de Joux zu expandieren.
Wieso tut sie das? Nicht zuletzt aus Liebe und Verbundenheit zum schönen Tal im Waadtländer Jura. Véronique ist hier aufgewachsen, zog aber für die Ausbildung zur Physiotherapeutin und das anschliessende Studium in Bewegungswissenschaften nach Genf und später nach Lausanne, wo sie viele Jahre lebte. Doch sie blieb dem Vallée de Joux immer verbunden. Es war für sie auch immer klar, dass sie eines Tages hierhin zurückkehren würde. Es brauchte einiges an Überzeugungsarbeit bei ihrem Lebenspartner, der lieber inder Stadt geblieben wäre, aber seit einem Jahr wohnen die beiden im Tal. Seither pendelt Véronique mit dem Zug nach Lausanne, lange anderthalb Stunden pro Weg.
Das ist aber nicht der Grund, warum sie im Tal arbeiten will. «Ich kann im Zug gut die Büroarbeit erledigen, das stört mich nicht», sagt sie. Was sie vielmehr stört, ist die Tatsache, dass es im ganzen Vallée de Joux ein Spital mit fünf komplett überlasteten Physios sowie zwei private Praxen gibt – und sonst nichts. Es fehlt gemäss Véronique an einem Gesundheitsangebot, das speziell auf Bewegung und Sport ausgerichtet ist. «Ich habe aktuell mehrere Patientinnen aus dem Tal, die extra fürs Training zu mir nach Lausanne fahren», erzählt sie. «Das ergibt doch keinen Sinn.»