«Jetzt machts Freude»

Familie Brunner kombiniert Land- mit Gastwirtschaft. Ein neuer Stall macht es einfacher.

Wer den alten Stall sieht, weiss sofort, warum ein neuer nötig war. Klein, dunkel und in schlechtem Zustand war er. Im neuen, hellen und geräumigen Stall finden die 80 Tiere von Vreni und Hans Brunner komfortabel Platz und können selbstständig nach draussen. Und dank dem Schieber, der auf Knopfdruck funktioniert, muss Hans nicht mehr von Hand täglich 13 Schubkarren voll Mist rausfahren. Dafür kann er Vreni in der hofeigenen Gastwirtschaft unterstützen. Hans Brunner erzählt.

«Hier im Melkraum läuft pausenlos Musik. Immer etwas Fröhliches, das gefällt mir. Ich arbeite gerne mit Musik, und hier macht es auch wirklich Freude. Das Melken geht dank der neuen Anlage hier ruckzuck. Ich habe 20 Kühe zum Melken, das geht problemlos. Wenn ich daran denke, dass mein Vater die Kühe noch von Hand gemolken hat, ganz ohne Maschinen. Ich muss sagen, ich könnte das gar nicht mehr. Insgesamt haben wir hier 80 Kühe, Rinder und Munis. Neben der Milchproduktion machen wir auch Aufzucht und Fleischproduktion. Jetzt am Morgen sind alle Tiere im Stall am Fressen. Sie haben es endlich schön und bequem, können nach dem Fressen selbstständig raus. Mein Alltag hat sich mit dem neuen Laufstall verändert. Es ist immer noch streng, aber gegenüber früher eine riesige Erleichterung. Ich verbringe nicht mehr so viel Zeit mit Stallarbeiten und finde deshalb endlich Zeit für andere Aufgaben, die früher zu kurz gekommen sind. Die grösste Erleichterung ist der elektrische Schieber für den Mist. Sozusagen per Knopfdruck ist alles weg. Früher habe ich täglich 13 Garetten voll rausgekarrt. Das war nicht nur anstrengend, sondern hat vor allem viel Zeit gekostet. Ich spare rund zwei Stunden am Morgen und weitere zwei Stunden am Abend. Waschen, Füttern, Kälber tränken, melken, das alles ist nun bis etwa um halb neun fertig und ich kann in die Beiz zum Zmorge. Allerdings bedeutet dies auch Arbeit, denn die Beiz gehört uns. Hier ist Vreni der Chef. Während ich meine Arbeit im Stall erledige, putzt sie das Restaurant, macht alles parat für den Znüni, den die Handwerker aus der Gegend gern bei uns nehmen. Wenn viel los ist – vor allem am Sonntag – helfe ich Vreni, mache Kaffee, nehme Bestellungen auf. Wenn sie dann in die Küche geht und Zmittag kocht, bleibe ich in der Wirtsstube und schaue nach dem Rechten. Unter der Woche führt Vreni das Restaurant allein.

Das Projekt in Kürze

  • Bergbauernfamilie
  • Stallneubau
  • Krinau/SG

Das Ersparte steckt im Laufstall

Nach dem Zmittag ziehe ich mir wieder die Arbeitskleider an. Es gibt immer viel zu tun: Stauden schneiden, Holz spalten, oder was auch immer ansteht. Momentan verbringe ich viel Zeit in Hemberg. Mein Onkel hat mir dort ein Wohnhaus mit Wiesland vermacht. Vor Kurzem ist er leider gestorben. Nun renovieren wir das Haus, damit wir es vermieten können. Zusammen mit Kollegen kann ich vieles selbst machen. Sonst könnten wir den Umbau nicht finanzieren. Der Mietzins wird einen kleinen, aber wichtigen Zustupf ins Portemonnaie bringen. Wir sind froh, wenn wir wieder ein bisschen Geld auf die Seite legen können. Schliesslich haben wir unser gesamtes Erspartes in den neuen Laufstall gesteckt. Zum Glück hat uns die Schweizer Berghilfe bei diesem Projekt unterstützt, sonst hätten wir es nicht geschafft. Auch beim Laufstall haben wir so viel wie möglich selbst gemacht. Die ganze Familie und Freunde haben mit angepackt. Aber auch so hat alles viel Geld gekostet.

Doch es hat sich gelohnt, denn der neue Laufstall bringt nicht nur dem Vieh, sondern der ganzen Familie mehr Lebensqualität. Meine Frau Vreni und ich haben vier Kinder. Silvan, der Älteste, ist acht Jahre alt, Jasmin sechs, Damian fünf und der Jüngste, Adrian, ist dreieinhalb. Ich habe jetzt mehr Zeit für sie, bin nicht mehr dauernd im Stall. Die Kinder helfen auch gerne bei den Tieren. Ich zwinge sie nicht. Entweder sie machen es freiwillig und gerne oder sie lassen es lieber. Bei uns war das früher normal, dass man nach der Schule auf dem Hof half. Das war gar kein Thema, das hat man einfach gemacht. Auch die Gastwirtschaft hat schon immer zu unserem Betrieb gehört. Sie ist wichtig, denn sie bringt ebenfalls einen kleinen, aber wichtigen Zustupf. Am Abend bin ich jeweils wieder dort am Helfen. Vreni leistet sehr viel, kümmert sich gerne um das Restaurant und hat Freude daran, die Gäste zu bewirten. Es macht ihr auch nichts aus, das meiste alleine zu machen. Eine Aushilfe kommt nur jeweils am Mittwoch, wenn Stubete ist, oder wenn wir einen grösseren Anlass haben. Dreimal im Jahr ist Metzgete: Im März und Oktober die Schweine-Metzgete, im Januar Milchmuneli-Metzgete. Ende Juni ist da noch unser «Grubenfest». Das ist immer eine grosse Sache, dann stellen wir draussen Zelte auf, es wird Musik gemacht, gegessen, gefeiert. Abends wird es meist spät, bis wir die Treppe zu unserer Wohnung hochsteigen. Die Zimmer sind nicht geheizt. Manchmal wird es sehr kalt, weil der Kachelofen in der Wirtschaft nicht das ganze Haus aufzuwärmen vermag. Ich weiss, da sollte man auch mal was machen, aber der Bau des Stalls war wichtiger.»

gruben-krinau.ch

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im März 2014
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.