Klettergriffe für mehr Übernachtungsgäste

Auch bei Hudelwetter aktiv ausharren: Das sollen Feriengäste künftig im kleinen Dorf Matt bei Elm können. Florian und Nicole Knecht, Besitzer des «Aktivhostel Hängematt», bauen die angrenzende Metzgerei in eine Boulderhalle und einen Indoorspielplatz um.

Kurz dröhnt der Akkuschrauber auf, dann erklingt ein ratschendes Geräusch. Die Schraube sitzt. Florian Knecht und sein freiwilliger Helfer Roy Petrofski sind dabei, erste Griffe im Boulderraum zu montieren. Die kleine, feine Kletterhalle soll das Herzstück des «Aktivhostel Hängematt» bei Elm im Kanton Glarus werden. Dessen Name ist Programm: Gemütlich abhängen nach intensiven Wandertagen und Pistenstunden kann man im Hostel bereits perfekt. Der grosse, gemütliche Speisesaal mit Billardtisch, Dartscheibe, Musikinstrumenten und Kinderspielecke lässt fast keine Wünsche offen. Die liebevoll mit Fundstücken aus alten Bergsportbeständen und verwitterten Hölzern geschmückten Zimmer ebenso wenig. «Aber wenn ein Schneesturm oder Regenwetter angesagt ist, dann gibt es hier im Sernftal rein gar nichts anderes, was man aktiv drinnen unternehmen könnte», sagt Florian Knecht, «darum stornieren die Gäste bei längerem Schlechtwetter meist ihre Buchung». Für die Gastgeber von 20 Betten eine grosse Herausforderung.

Das Projekt in Kürze

  • Hotel und Restaurant
  • Boulder- und Spielraum
  • Matt/GL

Fünf intensive Jahre im Hostel und zwei Nebenjobs dazu

Seit Florian und Nicole vor fünf Jahren das Hostel übernommen, es fast komplett renoviert und daneben noch zwei Kinder bekommen haben, reicht es noch nicht ganz, um allein vom Betrieb zu leben. Die finanziellen Schwankungen sind wetterbedingt einfach zu hoch – noch. Um über die Runden zu kommen, saniert Florian deshalb im Sommer für die Gemeinde Wanderwege und im Winter unterhält er die Schlittelpiste in Matt – und das neben seinen Aufgaben als Gastgeber, Koch und neuerdings Boulderhallen- und Kinderspielplatzbauer. Derweil übernimmt Nicole als diplomierte Betriebswirtin die gesamte Kommunikation, die Finanzen sowie den Zimmerservice. Und sie betreut die Kinder. «Wir arbeiten beide sehr viel und trotzdem war es zeitweise finanziell schon eng», sagt Florian, «aber seit wir für das Hallenprojekt Unterstützung von aussen bekommen haben, gibt uns das wieder Zuversicht».

Eine Spielhalle für die Kleinen, eine für die Grossen

Direkt unter dem Hostel befindet sich eine grosse, leerstehende Metzgerei. Das brachte das sportbegeisterte Wirtepaar auf die Idee, darin eine Boulderhalle für die grossen und einen Indoorspielplatz für die kleinen Gäste zu bauen. Weder in Matt noch im fünf Kilometer entfernten Elm gibt es einen gedeckten Spielplatz Und eine Boulderhalle schon gar nicht. «Wir spüren darum auch den Rückhalt von den Familien hier im Dorf», sagt Nicole. «Auch sie freuen sich, dass sich die Kinder an einem verregneten Mittwochnachmittag bei uns austoben dürfen.» Und das schätzen die beiden genauso: «Es ist uns wichtig, dass wir auch etwas für die Menschen hier machen können».

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Türkisgrüne Wände, dicke Matten

In einer Boulderhalle klettert man bis höchstens vier Meter hoch und springt dann auf dicke Matten ab. Noch arbeiten die beiden Männer auf blankem Betonboden, die Matten kommen erst in ein paar Wochen. Florian setzt in einem Überhang die nächsten Griffe und hangelt sich vorsichtig daran entlang. «Viel zu schwer», befindet er, und schraubt zwei Griffe an der türkisgrünen Holzwand um. Jetzt gelingt die Passage mühelos. Sein Helfer montiert derweil an der gegenüberliegenden, senkrechten Wand kleinere Griffe. Roy stammt aus Albanien, und ist via das Arbeits-Reise-Netzwerk «Work away» zum Hostel gekommen. Florian sagt: «Wir sind selbst viel gereist, oft mit wenig Geld. Dank dem Netzwerk lernten wir viele Ecken der Welt und spannende Menschen kennen. Nun reisen wir mit dem ‹Hängematt› umgekehrt. Jetzt kommen die unterschiedlichsten Menschen zu uns, und bringen die Welt hierher.» Und die bleibt hoffentlich bald mehr als nur eine Nacht zu Besuch.

Text: Alexandra Rozkosny

Fotos: Yannick Andrea

Erschienen im Januar 2025

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