Korn säen ist eine Kunst

Jetzt gerade ist Erntezeit im Münstertal. Wenn die Bauern viel Getreide ernten können, hat einer besonders gute Arbeit geleistet: Fadri Conrad. Der Landwirt sät im Frühling für die Bergbauern deren Korn. Mit einem Sähanhänger im Schlepptau fährt er während drei Wochen die Getreideäcker im Tal ab. Dabei arbeitet er sich von 1200 Metern über Meer hinauf auf 1700 Meter. Hin und her fährt sein kleiner Traktor, immer um eine Anhängerbreite versetzt.

Jedem Korn sein Tempo

Auf den ersten Blick mag die Arbeit von Fadri Conrad einfach aussehen. Doch sie ist weitaus komplexer als vermutet. «Jede Kornart benötigt zum Bespiel einen anderen Abstand, um Option imal zu wachsen. Also darf das Saatgut nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam durch die Röhren des Anhängers in den Boden fallen», erklärt er. Seiner langjährigen Erfahrung wegen vertrauen die Bauern lieber ihm ihr Saatgut an als selber zu säen. Der Getreideanbau im Münstertal hat eine lange Tradition, die aber fast verschwunden wäre. Vor 20 Jahren baute noch ein einziger Landwirt im Münstertal Getreide an, heute sind es wieder über zehn. Ihr Korn ist sehr begehrt. «Unser Getreide reift den ganzen Sommer mit viel mehr Sonnenstunden als jenes vom Unterland. Das gibt ihm beste Backeigenschaften», sagt Janic Fasser, Mitglied des Vereins Graun Val Müstair.

Das wertvolle Korn kann erst im Winter vom Müller abgeholt werden, weshalb es vor Ort ein Lager braucht. Dieses lag bis letztes Jahr direkt neben einem Bach, Feuchtigkeit drang durch die alten Mauern und liess im schlimmsten Fall das Getreide faulen. Mit Unterstützung der Berghilfe konnten die Getreideproduzenten an neuer Stelle ein Lager mit Trocknungsanlage einrichten, damit mehr Mehl aus dem Korn gemahlen werden kann. Denn das nutzen die Münstertaler am liebsten gleich selbst: für Nusstorten, die Guetsli «Schaibiettas da Terz» und vieles mehr.

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