Lokaler essen geht nicht

Was im Hospezi in Trun auf den Teller kommt, stammt fast ausschliesslich aus dem eigenen Garten und Stall.

Wer im Hospezi ein Schnipo bestellt, bleibt vor einem leeren Teller sitzen. Wer sich aber von dem überraschen lässt, was Ursi und Christian Weber auftischen, entdeckt längst vergessene Gerichte und isst Lebensmittel, von denen er noch nie etwas gehört hat.

Das «Hospezi» ist ein aussergewöhnliches Gasthaus. Eine Speisekarte sucht man vergebens. Aufgetischt wird hier im Weiler Caltgadira in der Surselva ausschliesslich, was Garten, Keller und Ställe im Moment gerade hergeben. Ursi und Christian Weber setzen seit 15 Jahren voll auf eigene Produkte, auf vergessene Rezepte und auf vom Aussterben bedrohte Kulturpflanzen und Nutztierrassen.

In den verschiedenen Gärten rund um das Haus wachsen liebevoll beschriftet 150 verschiedene Pflanzenarten, die heutzutage kaum mehr jemand kennt. Darunter auch eine Maissorte, die sonst auf der ganzen Welt nirgends mehr wächst. Und in den vielen kleinen Ställen leben Bündner Strahlenziegen, gehörnte Bündner Oberlandschafe, Wollschweine, Kaninchen und Schweizerhühner. Zukaufen müssen Webers nur ganz wenige Produkte. Salz etwa, und manchmal auch etwas Kuhmilch, wenn ein ganz spannendes Rezept danach verlangt. Webers veredeln ihre Produkte alle selbst. Sie käsen, trocknen Fleisch, kochen Gemüse ein, dörren Obst und Früchte. «Nur wenn wir die ganze Wertschöpfung vom Garten bis auf den Tisch bei uns behalten, geht die Rechnung auf», sagt Christian.

Viel Gewinn bleibt nicht. «Wir können von den Einnahmen leben und das in den 1930er-Jahren als Pilgerunterkunft gebaute Haus mehr oder weniger in Schuss halten», sagt Ursi. Die Sanierung des undichten Daches schafften Webers aber nicht aus eigener Kraft. Ursi: «Ohne die Unterstützung der Schweizer Berghilfe würde es wohl immer noch reinregnen.» Doch jetzt ist das «Hospezi» wieder gerüstet für viele weitere Gäste und spannende Gerichte aus fast vergessenen lokalen Zutaten.

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im Juni 2014

Das Projekt in Kürze

  • Gasthaus
  • Sanierung des Dachs
  • Trun/GR
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.