Määh statt Muuh

Damit der Hof rentabel bleibt, stellte Familie Marti ihren Betrieb in Nidfurn von Milchkühen auf Milchschafe um.

Auf dem Hof von Jack Marti geht alles etwas drunter und drüber. Der Aufbau der Schafherde ist jetzt im Frühling in vollem Gang, dafür wird eine Milchkuh nach der anderen verkauft. Auf der Baustelle des neuen Schafstalls ziehen die letzten Handwerker ab und die Fertigstellungsarbeiten beginnen, die Jack aus Kostengründen selbst erledigt. Daneben fährt er, weil dieses Jahr der Schnee auf dem Talboden so lange liegen bleibt, immer noch regelmässig mit dem Pistenfahrzeug und präpariert eine Langlaufloipe. Seine Frau Esther arbeitet an zwei Tagen pro Woche als Kleinkindererzieherin und die dritte im Bunde, die 25-jährige Tochter Rahel, ist wegen ihres Nebenerwerbs im Gastgewerbe regelmässig abwesend. «Ohne all diese Nebenjobs kämen wir nicht über die Runden, gerade jetzt, da wegen der Umstellung kaum Milchgeld hereinkommt», sagt Esther. Also muss in der verbleibenden Zeit auf dem Hof umso härter gearbeitet werden. «Es ist streng, aber auch spannend», sagt Rahel. Alles sei im Aufbau, alles neu.

Die Idee zur Umstellung auf Schafmilchproduktion kam von ihr, der zweitjüngsten Tochter, die in ein paar Jahren den Betrieb übernehmen wird. Damals war sie noch in der Ausbildung und musste an der Schule einen Vortrag halten, zu dem auch die Eltern eingeladen waren. Weil sie schon immer gerne Schafe hatte, wählte sie als Thema den Umstieg auf Milchschafe. Nach dem Vortrag fragte der Lehrer bei Jack nach, ob er das nun so machen werde, wie seine Tochter es vorgeschlagen habe. «Papa sagte Ja. Da hat es mir fast die Sprache verschlagen», erinnert sich Rahel. Vor allem, weil Jack doch so an seinen Milchkühen hing und auch züchterische Ambitionen hatte. Der langfristige Zerfall des Milchpreises und die Konkurrenz durch Betriebe aus dem Flachland machten Martis jedoch schon lange zu schaffen. Als dann auch noch der Pachtstall hätte ausgebaut werden müssen, um die neuen Tierschutzvorschriften zu erfüllen, war die Zeit zu handeln gekommen. Gemeinsam schauten sich Eltern und Tochter Milchschafbetriebe in der ganzen Schweiz an, planten auf einem Stück eigenem Land den neuen Schafstall und kauften die ersten 30 Milchschafe und einen Bock.

Bis Ende Sommer wird die Herde auf 125 Tiere angewachsen sein, der neue Stall wird die Arbeit massiv erleichtern, und Martis werden wöchentlich Schafmilch in die Käserei fahren können. Vorher mussten aber noch einige Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Vor allem die Finanzen bereiteten den Bauern Kopfzerbrechen. Auch wenn Jack beim Stallbau sehr viel selbst machen konnte, reichten die Ersparnisse trotzdem nicht aus. Grünes Licht für die neue Zukunft des Hofs konnten Martis erst geben, als die Schweizer Berghilfe ihre Unterstützung zusicherte. Jack: «Dafür sind wir sehr dankbar. Esther und ich hätten uns schon noch bis zur Pension durchschlagen können. Aber für die nächste Generation ist der Hof erst jetzt bereit.

Text und Bilder: Max Hugelshofer

Erschienen im Juni 2013

Das Projekt in Kürze

  • Bergbauernfamilie
  • Stallbau
  • Nidfurn/GL
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.