Mit Schafen geschafft

In die Fussstapfen seines Grossvaters treten und Älpler werden – das wollte Josquin Pasquier schon als kleiner Bub.

Zusammen mit seiner Frau Séverine und über 100 Schafen hat Josquin Pasquier sich den Traum vom Leben und Arbeiten auf der Alp in den Greyerzer Bergen erfüllt.

«Unser Sohn ist ein richtiger Gourmet», meint Josquin Pasquier lachend und reicht dem elf Monate alten Félicien den Schoppen, der mit nichts Geringerem als frischer Bio-Schafmilch gefüllt ist. Der Kleine nuckelt genussvoll an der Flasche und blinzelt in die Sonne, die durchs Fenster in die Alphütte scheint. Draussen ist ein wunderbarer Sommertag angebrochen. Die Schafherde zottelt nach dem morgendlichen Melkgang mit bimmelnden Glocken über die Alpweide. «Den Sommer über auf der Alp zu leben, war schon immer ein Traum von uns», sagt Séverine, die nicht aus einer Bauernfamilie kommt und erst durch Josquin zur Landwirtin wurde, sich mittlerweile aber keine schönere Arbeit mehr vorstellen könnte. «Alpwirtschaft war deshalb immer unser Ziel bei der Neuausrichtung des Betriebs.»

Und eine solche drängte sich auf, als Josquin 2008 den Hof mit 20 Milchkühen von seinem Grossvater übernahm. «Wir hätten viel mehr Milchkühe gebraucht, um wirtschaftlich eine Zukunft zu haben. Doch dafür reichten der Stall und die Weideflächen nicht aus.» Deshalb stellte der junge Agraringenieur zunächst auf die lohnendere Mutterkuhhaltung um und fing an, nach weiteren Alternativen zu suchen. Manch gute Geschäftsidee ergab sich dabei mehr aus der Not heraus. Zum Beispiel die Produktion von Bio-Dinkelmehl, das die Pasquiers ab Hof verkaufen. «Eigentlich hatte ich nur Dinkel angebaut, um die ausgelaugten Böden wieder fruchtbarer zu machen. Das Mehl war aber so begehrt, dass wir den Dinkelanbau fortsetzten.» Ähnlich lief es mit dem Self-Service-Hofladen. «Immer mehr Leute kamen zu uns auf den Hof, um Eier, Fleisch oder Mehl zu kaufen. Das freute uns natürlich, aber es war manchmal auch ungünstig, weil wir nicht immer alles stehen und liegen lassen konnten», erzählt Séverine. So besorgten sich die beiden einen Baucontainer und richteten darin einen Hofladen ein, der jeden Tag geöffnet ist und in dem sich die Leute selber bedienen können.

Das Projekt in Kürze

  • Älpler
  • Ausbau eines Schafstalls
  • Hauteville/FR

Mobiler Melkstand

Der Wunsch, Alpwirtschaft zu betreiben, brachte das junge Paar 2015 schliesslich auf die Idee mit den Schafen. «Schafe eignen sich gut für unsere Alp, sie kommen gut zurecht mit dem steilen Gelände. Ausserdem brauchen sie weniger Platz als Kühe, sodass wir uns eine grosse Herde anschaffen konnten», erzählt Josquin. 110 Schafe grasen mittlerweile auf den Wiesen von «Les Crosets», der Alp seines Grossvaters inmitten der Greyerzer Berge. Bei der schafgerechten Anpassung des Stalls im Talbetrieb hat die Schweizer Berghilfe den Pasquiers finanziell unter die Arme gegriffen. Dazu gehört auch der Melkstand, auf den Josquin besonders stolz ist. «Wir haben ihn so gebaut, dass wir ihn relativ einfach abmontieren und im Sommer auf der Alp installieren können.» Damit ersparten sie sich nicht nur den Kauf eines zweiten Melkstands, sondern auch grosse Umbauarbeiten im Alpstall. So konnten die Pasquiers bereits letzten ommer, nur ein paar Monate, nachdem sie die Schafe gekauft hatten, die erste Alp-Schafmilch melken. Der Grossteil davon geht in die Käserei nach Moléson – und der Rest landet in Féliciens Bauch.

lalevanche.ch

Text und Bilder: Isabel Plana

Erschienen im September 2016
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.