Mitten in den Baumkronen

Hoch über dem Waldboden, da schlängelt sich im Neckertal der erste Baumwipfelpfad der Schweiz zwischen dem Blätterdach hindurch. Er verursacht nicht nur bei den Besuchern Hochgefühle, sondern sorgt auch im Dorf Mogelsberg für neues Leben.

Ein Parkhaus mit Teppichboden – das gibt es in Mogelsberg im Toggenburg tatsächlich. Es ist das Symbol für den ungeheuren Erfolg des Baumwipfelpfads Neckertal. Dessen Initianten sind nach der Eröffnung dermassen von Besuchern überrannt worden, dass ihr sorgfältig erarbeitetes Verkehrskonzept nach dem ersten Wochenende Makulatur war. Es mussten dringend mehr Parkplätze her – da bot sich die Tennishalle des leerstehenden Resorthotels geradezu an.

Auch sonst kam die brandneue Infrastruktur bereits in den ersten Tagen an ihre Grenzen. «Einmal konnte man vom Kassenhäuschen aus das Ende der Schlange nicht mehr sehen», erinnert sich Mitinitiant Bruno Vogt. Diverse bauliche und organisatorische Massnahmen haben seither geholfen, die Besucherströme besser zu leiten.

Das Projekt in Kürze

  • Baumwipfelpfad
  • Bau des Pfads
  • Mogelsberg/SG

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«Mir fehlte die Theorie»

Der grösste Ansturm ist aber gemäss Geschäftsführerin Melanie Anon inzwischen sowieso vorbei. «Am Anfang war der Baumwipfelpfad etwas Neues, und alle mussten mal hin. Jetzt pendeln sich die Besucherzahlen langsam auf einem normalen Niveau ein.» Keine schlechte Sache für die Besucher. «Die Idee ist ja, hier im Wald die Natur
zu spüren und zur Ruhe zu kommen.» Deshalb ist Melanie nicht unglücklich über den nachlassenden Andrang. Zumal die Besucherzahlen immer noch dreimal so hoch sind, wie ursprünglich erhofft. Es sind vor allem Schulklassen
und Familien, die immer wieder kommen. Das liegt nicht nur am Baumwipfelpfad selbst, sondern auch an der
guten Anbindung an den ÖV, dem tollen Spielplatz auf dem Waldboden unterhalb des Stegs und den schönen Grillstellen und Picknickplätzen. Verschiedene Posten mit Wissenswertem zum Wald und seinen tierischen Bewohnern sorgen zudem dafür, dass es auch denen nicht langweilig wird, die den rund 500 Meter langen Baumwipfelpfad bereits abmarschiert haben.

Für das Dorf Mogelsberg ist der Erfolg des Baumwipfelpfads ein Glücksfall. Die beiden Restaurants konnten ihre Umsätze massiv steigern, und auch der Dorfladen sowie die Bäckereien und Metzgereien der Region profitieren. «Es ist genau das eingetreten, was wir erreichen wollten», sagt Bruno Vogt: «Das Dorf aus seinem Dornröschenschlaf aufzuwecken.»

baumwipfelpfad.ch

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Max Hugelshofer, Baumwipfelpfad

Erschienen im Juni 2020

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