Nach der Sintflut umweltschonend heizen

In der unwettergeschädigten Gemeinde Diemtigen wurden die kaputten Heizungen durch eine zukunftsorientierte und ökologische Holzschnitzel-Heizanlage ersetzt. Seit November 2006 heizt man im Weiler Oey mit Holz, wovon die Region auch wirtschaftlich profitiert.

Das Unwetter von August 2005 hat in Oey im Kanton Bern Verwüstung und Schäden hinterlassen. Die gewaltigen Wassermassen zerstörten Strassen und Häuser, insbesondere in dem zu Diemtigen gehörenden Weiler Oey. Hier wurden rund 70 Häuser stark beschädigt. Bei30Häusern wurden die Keller so stark unterspült, dass die Heizungen unbrauchbar waren und dringend ersetzt werden mussten.

Nutzen für Betroffene, Gemeinde und Holzkorporation

Statt die verschiedenen Öl- und Holzheizungen einfach durch neue Modelle zu ersetzen, wollten die Hausbesitzer und die Gemeinde einen anderen Weg einschlagen. «Wir entschlossen uns, für die betroffenen Häuser eine Holzschnitzel-Heizanlage zu bauen», erklärt alt Gemeindepräsident Hans Küng. Die moderne Anlage funktioniert mit einer umweltgerechten Heizmethode. Statt fossiler Brennstoffe kann aus den umliegenden Wäldern zweitklassiges Holz verarbeitet werden, das bisher kaum genutzt wurde. Für die Waldkorporation Diemtigen bringt das einen positiven wirtschaftlichen Effekt mit sich. «Wir können das Abfallholz hacken und dem Holzenergieverbund Oey verkaufen, was zu Mehreinnahmen führt», erklärt der Diemtiger Förster Hanspeter Weber. Die Finanzierung des Projekts bereitete den Mitgliedern des Holzenergieverbundes allerdings Kopfzerbrechen. Aus eigenen Mitteln wäre die Heizanlage nicht finanzierbar gewesen. Die lokale Raiffeisenbank war bereit, einen namhaften Kredit zu sprechendies unter anderem deshalb, weil auch die Schweizer Berghilfe das Projekt finanziell unterstützte. Das Engagement begründet René Landis, Experte der Schweizer Berghilfe, so: «Einerseits erachten wir das Projekt als sehr wertvoll und notwendig. Andererseits setzen wir uns dafür ein, weil wir dadurch einer ganzen vom Unwetter versehrten Region beim Wiederaufbau helfen können.»

Ökologisches und zukunftsorientiertes Projekt

«Die Holzschnitzel-Heizung wurde plangemäss im Herbst 2006 in Betrieb genommen. Sie funktioniert tadellos», so Hans Küng.Mittlerweile sind knapp40Gebäude angeschlossen, darunter die Schulanlage und das Gemeindehaus. Ein weiterer Ausbau ist in Sicht: Bis in ein paar Jahren sollen 50 Haushalte mit der ökologischen Energie versorgt werden. «Die Holzschnitzelheizung erzielt einen optimalen Verbrennungsgrad», erklärt Küng. «Dank ihr haben wir in Oey den CO2-Ausstoss massiv gesenkt.» Energieeffizienz und eine im Vergleich mit einer Ölheizung geringere Umweltbelastung sind die Vorteile dieser modernen Anlage. Der Albtraum vom August 2005 ist aber noch nicht endgültig verarbeitet, wie Hans Küng klar macht: «Es dauert bis Ende des Jahres 2008, bis sämtliche Strassen wieder komplett in Stand gesetzt sind!» Die Gemeinde nutzt den Wiederaufbau für bauliche Verbesserungen an Strassen und Brücken, aber auch für Massnahmen zum Schutz gegen künftige Hochwasser. So hat das Unglück vom Sommer 2005 doch noch sein Gutes für Oey-Diemtigen, werden doch beim Wiederaufbau zukunftsorientierte Lösungen umgesetzt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Holzschnitzel-Heizanlage.

Ausführlichere Infos zu dem Projekt finden Sie in der Berghilf-Ziitig Nr. 51, Frühling 2006. Diese Nummer bestellen

Erschienen im August 2006

Das Projekt in Kürze

  • Oey/BE

Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.