Neue Gäste kommen auf Stollenpneus
Die Sportbahnen Marchbachegg haben sich gegen schneearme Winter gerüstet. Mit einem Flowtrail, der im Sommer Biker anzieht.
Die Sportbahnen Marchbachegg haben sich gegen schneearme Winter gerüstet. Mit einem Flowtrail, der im Sommer Biker anzieht.
Der Klimawandel macht niedrig gelegenen Skigebieten immer öfter einen Strich durch die Rechnung. Die Lösung: weg von der Abhängigkeit vom Wintertourismus, mehr Angebote für den Sommer. Die Sportbahnen Marbachegg AG haben diesen Wandel schon lange begonnen. Noch mehr Gäste soll ab sofort ein neuer Biketrail bringen.
Raus aus der Linkskurve, ein kleiner Sprung, den Schwung behalten und gleich möglichst hochrein indie Steilwand der nächsten Rechtskurve. So reicht es diesmal vielleicht, um beim nächsten Sprung perfekt in der Landung aufzusetzen. Nein, knapp noch nicht. Unten angekommen also gleich nochmals das Bike an eine Gondel hängen und wieder rauf. Neuer Versuch.
Der Flowtrail auf der Marbachegg ist zwar so angelegt, dass ihn auch relativ unerfahrene Biker meistern können. Wer dessen ganzes Potenzial ausnutzen will, muss aber technisch einiges draufhaben. Ramon Hunziker von der Trailbaufirma Flying Metal Crew sagt, sein Anspruch sei gewesen, eine Piste zu bauen, die einfach zu befahren sein soll, aber auch einem sehr guten Freestyle-Biker lange Spass macht.
Stefan Wittwer, Leiter Betrieb und Technik bei den Sportbahnen Marbachegg AG, zählt sich selbst eher zu den Anfängern. «Ich bike viel und gerne, aber ich gehörte bis vor kurzem zu denen, die bergauf fast gleichschnell sind wie bergab», sagt er lachend. Stefan ist nicht ganz unschuldig daran, dass die Sportbahnen Marbachegg AG ausgerechnet die Biker als neue Gästegruppe auserkoren haben. Nach anfänglichem Zögern ist inzwischen auch Präsident Martin Knüsel Feuer und Flamme. «Wir sind mit 60 Prozent Umsatzanteil im Sommer nicht schlecht für die weiteren Herausforderungen des Klimawandels gerüstet», sagt er. Aber dieser Anteil müsse noch steigen, denn als niedrig gelegenes Skigebiet müsse man jeden Schneetag als Geschenk betrachten und nicht als etwas Gegebenes. Da sei es unumgänglich, neue Gästegruppen anzusprechen. Und für Biker werde in der Umgebung sonst eher wenig geboten.
Also beschloss das Tourismusunternehmen, einen Biketrail zu planen. «Wir hatten damals keine Ahnung und stellten uns vor, einen Flowtrail zu bauen, den wir im Winter auch als Schlittelweg nutzen können», erinnert sich Martin. Gespräche mit mehreren auf den Bau von Biketrails spezialisierten Firmen zeigten schnell, dass dies nicht realistisch war, ohne zu viele Kompromisse einzugehen.
Diesen Frühsommer, nur 30 Monate nach den ersten Gesprächen, konnte der Trail bereits eingeweiht werden. «Dass es so schnell ging, ist eine klare Aussage», soder Präsident. Es bedeute, dass hier oben alle die Wichtigkeit der Bergbahnen für die Region erkannt haben. Der Trail führt durch den Wald und über Weiden. Der Boden gehört mehreren Grundeigentümern. «Dass wir mit allen Betroffenen eine faire Lösung gefunden haben, und es auch keine Einwände von Umweltverbänden gegeben hat, macht mich dankbar und stolz.» Trailbauer Ramon stösst ins gleiche Horn. «Ich habe schon viele Trails gebaut. Aber so rasch und unkompliziert wie hier ist die Vorbereitungsphase noch nirgends abgelaufen.»