Ohne Felix geht nix
Die grossen Wälder um Saint-Ursanne im Jura sind seit fast 20 Jahren der Arbeitsort von Frédéric Métille.
Die grossen Wälder um Saint-Ursanne im Jura sind seit fast 20 Jahren der Arbeitsort von Frédéric Métille.
Vor eineinhalb Jahren hat sich Frédéric Métille selbstständig gemacht und ein Forstbetrieb gegründet. Er schlägt Holz, entastet Stämme, macht sie zum Abtransport bereit, produziert Holzschnitzel. Sein wichtigster Helfer heisst Felix.
Felix ist eine eindrückliche Erscheinung. Türkisfarben, acht Meter lang, zehn Tonnen schwer, riesige Räder mit Ketten dran. Felix ist ein Forstspezialschlepper, und er erleichtert seinem Besitzer Frédéric Métille die Arbeit ungemein.
Es hat nochmals geschneit in der Nacht zuvor. Obschon auf lediglich 500 Meter über Meer gelegen, sind in den Hügeln rund um Saint-Ursanne kalte Temperaturen und späte Wintereinbrüche keine Seltenheit. Die steilen Hänge sind schlammig und entsprechend rutschig. Und trotzdem muss Frédéric irgendwie die Bäume, die er am Vortag gefällt hat, den Hang hinunter auf die Forststrasse transportieren, sie dort sortieren und zum Abtransport bereit machen. Mit Felix kein Problem. Langsam, aber unaufhaltsam arbeitet sich die Maschine den Berg hoch. Wenn es gar nicht mehr weitergeht, steigt Frédéric aus, schnappt sich das Seil einer der beiden integrierten Seilwinden und sucht sich hangaufwärts einen kräftigen Baum. Daran befestigt er das Seil, und Felix zieht sich selbst nach oben. Dort angekommen, packt der Greifarm den bereits entasteten 25 Meter langen Baumstamm und zieht ihn im Schritttempo den Hang hinunter. Kleinere Stämme oder Äste kann Felix aufladen. Und seine Seilwinden leisten beim Holzfällen wertvolle Dienste, um den zu fällenden Baum in die gewünschte Richtung zu ziehen. Frédérics kann sich seine Arbeit ohne Felix nicht mehr vorstellen.
Und doch sah es lange so aus, als müsste Frédéric auf Felix verzichten. Der 36-Jährige ist mit Leib und Seele Forstarbeiter. Seit seiner Lehrzeit arbeitet er in den ausgedehnten Wäldern rund um sein Heimatdorf Saint-Ursanne. Vor eineinhalb Jahren hat er sich selbständig gemacht. Seine Entreprise forestière erledigt Forstarbeiten hauptsächlich für die Gemeinde Clos du Doubs, zu der Saint-Ursanne gehört, aber auch für Private. Reich wird man dabei nicht. So reichten die Ersparnisse des Familienvaters hinten und vorne nicht, um eine Maschine wie Felix zu kaufen, die neu gut und gerne eine halbe Million Franken kostet. Als er dann aber ein gutes Angebot für eine zehnjährige Occasion bekam, kratzte er alles zusammen, nahm einen Kredit auf – und es reichte trotzdem nicht. Erst als die Schweizer Berghilfe ihre Unterstützung zusicherte, konnte der Kaufvertrag unterschrieben werden. Bereut hat Frédéric den Kauf keine Sekunde. «Felix hat mich noch nie im Stich gelassen.»