«Ich bin ja jetzt doch schon ein paar Jahre lang Wirt hier im Restaurant ‹Zum Dörfli› in Zumdorf, dem hochoffiziell kleinsten Dorf der Schweiz im Urner Urserntal. Seit ich 23 bin, um genau zu sein. Aber eine so verrückte Zeit wie in den vergangenen Monaten habe ich noch nie erlebt: Erst Lockdown mit Existenzängsten, dann ein Sommer mit guten Umsätzen, aber mörderischen Arbeitstagen, daraufhin die Schliessung im Winter und eine riesige Ungewissheit. Und danach wieder ein Rekordsommer. Völlig verrückt. Planen kannst du in so einer Situation vergessen. Darum ist auch das mit der Schneefräse immer wieder anders gekommen.
Aber der Reihe nach: Zuerst muss man vielleicht sagen, dass eine Schneefräse hier zu den unverzichtbarsten Maschinen überhaupt gehört. Hier, zwischen Hospental und Realp, kann es noch richtig schneien. Manchmal stehe ich am Morgen auf und sehe nur noch weiss. Sogar die Furkapassstrasse war im vergangenen Winter eines Morgens nur noch anhand der Markierungsstecken erkennbar. Und die vielen kleinen Wege zum Restaurant und darum herum waren schon gar nicht mehr zu sehen. Weil es hier fast immer windet und der Schnee verblasen wird, muss man auch räumen, wenn keine Niederschläge fallen. Jeden Tag. Da bist du ohne eine gute Schneefräse aufgeschmissen. Allerdings hatte meine alte schon mehr als 18 Jahre auf dem Buckel und war immer wieder kaputt. Beim letzten Mal gab es für die nötige Reparatur keine Ersatzteile mehr. Also musste dringend ein Ersatz her. Ich machte mich schlau, holte Offerten ein, gleiste ein Leasing auf und bekam auch von der Schweizer Berghilfe die Zusage für einen Beitrag. Alles schien aufzugehen. Doch dann kam im Herbst 2020 die zweite Coronawelle und die Zukunft war völlig ungewiss.