Treffpunkt auf 1726 Meter Höhe
Die Gadmer Dolomiten tragen ihren Namen nicht umsonst. Am Fuss der fast senkrechten Felswand befindet sich die Tällihütte.
Die Gadmer Dolomiten tragen ihren Namen nicht umsonst. Am Fuss der fast senkrechten Felswand befindet sich die Tällihütte.
Die Tällihütte ist mehr als eine Unterkunft für Bergsteiger. Dank Hüttenwart Dimitri Stalder ist sie auch ein Treffpunkt für die lokale Bevölkerung – und ein Tipp für Gourmets.
Steil ragen die Gadmer Dolomiten in den Himmel. In der fast senkrechten Felswand versteckt sich der Aufstieg des Klettersteigs Tälli. Von unten würde man es kaum glauben, aber man braucht dafür weder Seil noch Haken. Der Klettersteig ist zwar steil und exponiert, aber alpinistische Erfahrung ist nicht nötig. Das Beste daran, so Dimitri Stalder: «Die schwierigste Stelle ist gleich nach dem Einstieg. Wer die schafft, schafft auch den Rest.» Dimitri muss es wissen, schliesslich ist der Hüttenwart der Tällihütte, die sich gleich unterhalb der Felswand an den Berg duckt, den Klettersteig schon Dutzende Male gegangen. Er kennt den Zustand der Routen oberhalb der Hütte und kann seinen Gästen auch bei der Routenwahl und der Planung schwierigerer Touren helfen. Schliesslich hat er bis vor Kurzem seinen Lebensunterhalt als Bergführer verdient.
Auf die Tällihütte hat es ihn verschlagen, weil er nach einer Möglichkeit suchte, seine beiden bisherigen Berufe zu kombinieren. Er ist gelernter Koch und hat in verschiedenen Luxushotels gearbeitet, bis es ihm nicht mehr reichte, nur in seiner Freizeit z’Berg zu gehen. Die Begeisterung fürs Kochen und vor allem für lokal hergestellte Lebensmittel hat ihn jedoch nie verlassen. So ist das Gadmental zu einem Hüttenwart gekommen, der aus dem, was das Gadmental hergibt, Gerichte zaubert, die jedem Sternerestaurant gut stehen würden.
«Für uns ist Dimitri ein Glücksfall», sagt Thomas Huber von der Gemeinde Innertkirchen. Er ist dort für die touristische Entwicklung und Wirtschaftsförderung des abgelegenen Gadmentals zuständig und hat auch die Genossenschaft Tällihütte bei der Planung der Zukunft unterstützt. «Dimitri zieht die unterschiedlichsten Leute an. Bergsportbegeisterte, aber auch solche, die gerne gut essen.» Auch die lokale Bevölkerung hat die Tällihütte neu für sich entdeckt. Ältere Leute kommen tagsüber für einen Kaffee mit selbstgebackenem Kuchen vorbei, die Berufstätigen am Abend für ein Feierabendbier. Im Sommerhalbjahr ist sie ein richtiger Treffpunkt geworden. Möglich macht es die einfache Erreichbarkeit. Dank der Seilbahn, die beim Bau der Kraftwerke Oberhasli errichtet wurde, erreicht man die Hütte von der Sustenpassstrasse aus schnell und mühelos.
Mit Dimitri Stalder ist nicht nur die Qualität des Essens gestiegen, auch die Auswahl ist breiter. Das liegt aber nicht nur am gebürtigen Toggenburger. Früher wäre dies gar nicht möglich gewesen, denn die Hütte platzte aus allen Nähten. Erst ein von der Schweizer Berghilfe mitfinanzierter Ausbau, der eine neue Betriebsleiterwohnung, ein neues Doppelzimmer und vor allem endlich genügend Platz im Lagerraum brachte, ermöglicht seit dem Frühling des vergangenen Jahres eine sinnvolle Bewirtschaftung. «Ich kannte die alte Hütte gut», sagt Dimitri. «Ohne den Ausbau hätte ich sie nie und nimmer übernommen.»