Voller Energie in die Selbständigkeit

Martin Dettli wusste schon seit seiner Forstwart-Lehre, dass er sich einmal selbständig machen möchte. Das Geld für die nötigen Maschinen sparte er sich über die Jahre hinweg zusammen. Um auch das theoretische Rüstzeug parat zu haben, hat er nun eine knapp zweijährige Weiterbildung zum Förster absolviert.

«So einen Arbeitsplatz hat nicht jeder, oder? Die Sicht auf das Schams, die Bergspitzen, die von der Sonne orange gefärbt werden, die kalte, frische Luft: Das gefällt mir an meinem Job. Natürlich, es ist nicht immer so schön wie heute. Dies hier ist ein besonderer Auftrag. Ich kann für einen privaten Maiensässbesitzer oberhalb von Bavugls einen Holzkasten bauen. Das ist eine einfache Konstruktion aus Baumstämmen, die in den Hang gebaut und dann mit Erde gefüllt wird. So wird der Hang stabilisiert. Ich mache aber auch Holzschläge im Wald, fälle Bäume in privaten Gärten oder erledige Baggerarbeiten. Was halt so anfällt. Ich arbeite mit meiner GmbH für öffentliche Forstgruppen, aber auch für Private. Hauptsächlich im Avers, wo ich aufgewachsen bin. Aber auch in der Nähe meines jetzigen Zuhauses Zillis, und rauf bis ins Rheinwald.

Dass ich mich irgendwann mal selbständig machen möchte, war mir schon klar, als ich noch in der Lehre war. Nach dem Abschluss arbeitete ich weiter auf meinem Beruf als Forstwart. Ich sparte so viel wie möglich und kaufte mir schon bald meinen ersten kleinen Occasions-Bagger. Damit übernahm ich in meiner Freizeit erste kleine Aufträge und kaufte mir vom Erlös weitere Maschinen. Nach und nach kamen so ein grosser Menzi Muck Schreitbagger, ein Prozessor und ein Traktor mit Anhänger dazu. Am besten ausgerüstet bin ich für Holzschläge im schwierigen Gelände. So steil und eng, dass die grossen Maschinen nicht mehr reinkommen.

Das Projekt in Kürze

  • Jungförster
  • Ausbildung zum Förster
  • Zillis/GR

«Mir fehlte die Theorie»

Vom Maschinenpark her war ich schon vor ein paar Jahren bereit für den Schritt in die Selbständigkeit. Aber ich merkte, dass mir noch Wissen fehlte. Vor allem in Sachen Auftragsplanung, Buchhaltung und Betriebsführung. Also entschloss ich mich, die Förster-
Ausbildung anzuhängen. Die dauert knapp zwei Jahre und besteht sowohl aus Schule wie auch aus verschiedenen Praktikums-Blöcken. Im Herbst bin ich nun endlich fertig geworden. Es war zwar streng, aber es hat sich gelohnt. Ich habe viel gelernt, und vor allem auch viele wichtige Kontakte knüpfen können. Jeder ist schliesslich ein potenzieller Auftragsgeber.

Im Moment sieht es nicht schlecht aus mit der Auftragslage. Ich bin gut ausgelastet, mein Vater hilft mir hin und wieder, und ich kann auch mal stundenweise einen Kollegen anstellen. Längerfristig ist ein eigener Mitarbeiter das Ziel. Es gibt doch viele Arbeiten, die alleine nicht machbar sind oder bei denen man aus Sicherheitsgründen zu zweit sein sollte.

Die Arbeit im Wald hat sich ziemlich verändert in den letzten Jahren. Und ich meine jetzt nicht die neuen Maschinen und die Digitalisierung bei der Vermarktung des Holzes. Einschneidender ist der Zerfall der Preise für Bauholz und die gleichzeitig insgesamt höhere Nachfrage nach Energieholz. Einerseits tut es mir natürlich in der Seele weh, wenn schöne Stämme einfach zu Schnitzeln verarbeitet werden. Andererseits: Wenn im Gegenzug wieder ein paar Ölheizungen ausser Betrieb genommen werden können, ist das natürlich auch eine gute Sache.

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im März 2020

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