Vorwärts trotz Rückschlägen

Vor zehn Jahren half die Schweizer Berghilfe Familie Hallenbarter beim Ausbau ihres Hofs und der Ausrichtung auf die Direktvermarktung. Diesen Weg gehen Florian und Tania konsequent weiter – allerdings inzwischen jeder für sich.

«Positiv denken – bei allem, was man tut». So lautete der Titel des Artikels über Familie Hallenbarter in der «Berghilf-Ziitig» vom Sommer 2010. Hinter dieser Aussage stehen Tania und Florian noch heute. Auch wenn einiges ganz anders gekommen ist als geplant. Heute sind Tania und Florian kein Paar mehr. Die Scheidung ist schon ein paar Jahre her, und beide sind stolz darauf, wie pragmatisch sie über die Bühne gegangen ist. «Wir hätten uns bekriegen und dabei alles, was wir zusammen aufgebaut hatten, kaputt machen können», sagt Florian rückblickend. «Vor allem der Kinder zuliebe rissen wir uns aber zusammen.» Florian behielt den Hof mit dem Fleischverarbeitungsraum, Tania nahm den Hofladen mit. Heute ist dieser in einem Café integriert, und Tania bietet Produkte von vielen lokalen Produzenten an. Florian ist aber immer noch einer ihrer Lieferanten.

Das Projekt in Kürze

  • Hofmetzger
  • Verarbeitungsraum
  • Obergesteln/VS

Auf seinem Hof mit den GallowayKühen hat Florian die Fleischverarbeitung in den vergangenen Jahren konsequent ausgebaut. Zum damals durch die Berghilfe mitfinanzierten Verarbeitungsraum sind weitere Kühl-, Trocknungs- und Verarbeitungsräume hinzugekommen. Zusammen mit einem Angestellten produziert Florian dort verschiedenste Fleischspezialitäten: Trockenfleisch, diverse Würste und Grillspezialitäten. Er produziert auch im Auftrag von weiteren Landwirten aus der Umgebung. Seine Produkte verkauft er vorwiegend per Direktvermarktung. Unter anderem auch per Selbstbedienungskühlschrank direkt beim Hof. Dieser ist am anderen Ende der Welt zu einer gewissen Berühmtheit gelangt. «Ein Bekannter hatte mal Freunde aus Südafrika zu Besuch», erzählt Florian. «Sie wollten grillieren, also sind sie gemeinsam kurz bei meinem Kühlschrank vorbei. Die Südafrikaner konnten es kaum glauben, dass so etwas hier funktioniert. Offenbar haben sie zurück zu Hause allen von ihrer Schweiz-Reise erzählt. Aber nicht etwa von der schönen Bergwelt, sondern nur von meinem Selbstbedienungskühlschrank.»

Florian ist zufrieden, wie es läuft. Grössere Investitionen stehen im Moment keine an. Erst muss sich der Ausbau der Fleischverarbeitung amortisieren. Trotzdem bleibt nicht alles beim Alten. Noah ist bereits im zweiten Lehrjahr als Landwirt und überlegt sich, beim Vater einzusteigen. Florian: «Mit solchen Aussichten fällt es mir natürlich besonders leicht, positiv zu denken.

hofmetzger.ch

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Max Hugelshofer und Yannick Andrea

Erschienen im Juni 2020
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.