Wald bleibt Wärmelieferant

In Finsterwald wird schon seit über 30 Jahren mit nachhaltiger Fernwärme aus lokalem Holz geheizt.

Der Wärmeverbund Finsterwald ist ein Pionierprojekt. 1986 gegründet, versorgte er praktisch das ganze Dorf mit erneuerbarer Energie, lange bevor Klimaschutz und Nachhaltigkeit in aller Munde waren. Umso schwerer wog es, als die Trägerschaft den Wärmeverbund gut 25 Jahre später auflösen wollte.

Das Ende des Wärmeverbunds Finsterwald hätte für die 28 Abnehmer – ein Grossteil des Dorfes–bedeutet: eine Genossenschaft gründen und den Wärmeverbund selber übernehmen, oder in allen Gebäuden Heizöfen einbauen. Beides war keine Option. Zum Glück gab es da noch die Entlebucher Waldholz GmbH. «Als mich die Abnehmer fragten, ob nicht ich mit meiner Firma den Wärmeverbund weiterführen könne, war mir klar, dass ich das machen muss», sagt Inhaber Peter Thalmann. «Denn der Wärmeverbund Finsterwald ist ein wichtiges Glied in der Holz-Wertschöpfungskette der Region.»

Das Entlebuch lebt vom Holz. Jedes Dorf in der Region hat mindestens eine Sägerei. Elf sind es ingesamt, und sie bieten fast 100 Menschen einen Arbeitsplatz. Hinzu kommen die Forstbetriebe und Häckselfirmen. «Ohne den Wärmeverbund müssten wir das minderwertige Holz irgendwohin verkaufen», sagt Thalmann. «Das ist meist ein Verlustgeschäft, und durch den Transport per Lastwagen entsteht graue Energie.»

2013 übernahm Thalmann mit seiner Entlebucher Waldholz GmbH den Wärmeverbund, kaufte die Anlage und die Schnitzelhalle. «Finanziell war das ein ziemlicher Kraftakt für eine vierköpfige Firma.» Kam hinzu, dass die bald 30-jährige und störungsanfällige Anlage dringend erneuert werden musste. Weil die Mittel für diese Investition nicht ganz reichten, wandte sich Thalmann an die Schweizer Berghilfe, die nach Prüfung des Projekts den fehlenden Betrag zusicherte.

Das Projekt in Kürze

  • Wärmeverbund Finsterwald
  • Erneuerung der Holzschnitzelanlage
  • Finsterwald/LU

Vom Baum bis zur Asche

Seit September 2014 ist nun die neue Anlage in Betrieb. Pro Jahr werden darin rund 3000 Kubikmeter Brennholz verfeuert. «Dieses wird von 45 Lieferanten, vorwiegend Bergbauern, bereitgestellt und stammt aus einem Umkreis von 3 Kilometer», sagt Thalmann. Etwas Sorgen bereiten ihm die milden Winter, die sich in den vergangenen Jahren häufen. «Letzten Winter haben wir fast 20 Prozent weniger Holz gebraucht als im langjährigen Mittel.»

Das Wetter kann man nicht ändern. Andere Dinge aber schon. Zum Beispiel die Verwertung der Asche, die beim Verbrennen der Holzschnitzel anfällt. «Im Moment müssen wir die Asche kostenpflichtig mit 300 Franken pro Tonne entsorgen. Dabei ist Asche ein wertvolles Produkt, zum Beispiel als organischer Dünger in der Landwirtschaft», sagt Thalmann. Er sei bereits mit dem Kanton im Gespräch, ob man in diese Richtung etwas machen könne. «Meine Vision ist ein komplett geschlossener Kreislauf: vom Baum, den wir fällen, bis zur Asche, die zurück geht in den Boden, aus dem wieder Pflanzen wachsen. Dann wäre Holzenergie noch ein bisschen grüner.»

Text und Bilder: Isabel Plana

Erschienen im November 2017
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.