Wintertest bravourös bestanden

Die Idee aus Restholz Wärme zu produzieren war lange schon da, aber bis die ersten Häuser in Euthal mit Fernwärme versorgt waren, dauerte es fast fünf Jahre. Erst dank einer neu gegründeten Genossenschaft führte die Ausdauer von Sägerei-Mitbesitzer Simon Kälin zum Ziel.

«Im Luzernischen hatte ich Einblick in eine Sägerei. Die hatten gerade eine Fernwärmeanlage für umliegende Häuser gebaut. Da sagte ich mir: Warum können wir in Euthal das nicht auch? Meine Schwester Nicole hat meine Idee immer unterstützt, aber sie sagte auch, das sei mein Projekt. Wir führen die Sägerei gemeinsam, haben dieselben Ausbildungen absolviert. Uns gefällt die Arbeit mit dem Holz. Und dass wir den Familienbetrieb weiterführen können. Ich bin aber eher der, der etwas Neues wagt. Schon länger planten wir einen Umbau, um mit eigenem Abfallholz unsere Bretter CO2-neutral zu trocknen. Das war auch die Chance, um eine Fernwärmeanlage dazu zu bauen. So würde es möglich, das Abfallholz hier zu nutzen, statt es wie bisher ins Unterland zu verschenken. Aber dann ging es nicht so vorwärts, wie wir uns das erhofft hatten.

Das Projekt in Kürze

  • Sägerei
  • Fernwärmeverbund
  • Schwyz/SZ

Es war knifflig, Abnehmer zu finden. Unsere Sägerei hätte auch gar nicht allein die gesamten Kosten für die Heizungsanlage und die Leitungen tragen können. Zum Glück fanden wir mit Ecogen eine spezialisierte Firma, die das an die Hand nahm. Unter der Leitung von Simon Tischhauser gründete sie eine Genossenschaft für die Abnehmerseite. Die Hausbesitzer würden so Mitbesitzer der Zuleitungen werden. Das motivierte. Als rund 30 Genossenschafter von 17 Häusern beisammen waren, konnten wir endlich mit dem Projekt starten. Dass es nun doch fast fünf Jahre brauchte bis zur Umsetzung, zerrte schon an den Nerven. Denn irgendwann mussten wir uns beim Umbau der Sägerei entscheiden, ob wir die Vorarbeiten auf dem Gelände mit dem Risiko eines Ausfalls finanzieren oder ob das Projekt in der Phase schon wieder begraben werden muss. Zum Glück kam es nicht dazu.

Die Unterstützung

Das Dorf am Schwyzer Sihlsee profitiert endlich auch von Fernwärme. Sowohl die Sägerei Kälin wie auch die Abnehmergenossenschaft standen vor hohen Anfangskosten, die sie nicht ganz allein stemmen konnten. Mit Unterstützung der Berghilfe ist der Start der Anlage geglückt.

2500 Liter Heizöl eingespart

Heute läuft es so: Die Sägerei sorgt dafür, dass 24 Stunden am Tag rund 85 Grad warmes Wasser bereitsteht. Wir sortieren und trocknen die Holzschnitzel auf Lagerplätzen vor und füttern die Heizanlage regelmässig. In einem 40 000 Liter grossen Wasserkessel speichern wir die Wärme. Die Genossenschaft kümmert sich um intakte Leitungen zu den Häusern und um die Verteilkästen in den Häusern. Mein Onkel ist einer der Abnehmer. Er war Fan der ersten Stunde und hat ausgerechnet, dass er für sein Einfamilienhaus rund 2500 Liter Heizöl einspart. Wegfallen tun auch die Wartungskosten der eigenen Heizung. Einen ersten Härtetest hat die Anlage schon hinter sich: Sie war erst wenige Wochen in Betrieb, da sank Mitte Januar das Thermometer draussen für zwei, drei Tage auf minus 17 Grad. Für die Region hier um den Sihlsee keine Besonderheit. Aber trotzdem: Würde die Anlage weiterhin genügend warmes Wasser liefern können für die voll aufgedrehten Radiatoren? Alles lief reibungslos. Das spricht sich schon herum. Es wollen nun weitere Hausbesitzer angeschlossen werden. Mich freut das riesig. Nicht unbedingt wegen den zusätzlichen Einnahmen, die reichen ungefähr, um mittelfristig die Investitionen für die Anlage zu amortisieren. Ich freue mich, dass wir das Holz der umliegenden Wälder gleich hier wieder verwerten können und lokale, umweltfreundliche Energie produzieren können.»

Text und Bilder: Alexandra Rozkosny

Erschienen im August 2025

Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.