Ziegen kommen auf Touren

Dank dem neuen Reka-Feriendorf in Urnäsch können Fritz Brunner und Heidi Kernbichler ihren Gästen das Käsehandwerk zeigen und Ziegentrekking anbieten.

Seit im März 2008 in Urnäsch/AR das Reka-Feriendorf eröffnet wurde, weht im Appenzellerland ein neuer Wind. Der Themenschwerpunkt des Feriendorfes ist die Landwirtschaft. Das kommt auch Fritz Brunner und Heidi Kernbichler zugute.

Dort, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen, führen Fritz Brunner (57) und Heidi Kernbichler (51) einen kleinen Bauernbetrieb. Zu ihrem Hof oberhalb von Urnäsch/AR führt nur ein schmaler Schotterweg. «Wir leben hier sehr bescheiden und müssen sehen, wie wir über die Runden kommen», erzählt Fritz Brunner. Von Resignation ist aber nichts zu spüren. Im Gegenteil: Es herrscht Aufbruchstimmung: «Als ich von den Plänen des Reka-Dorfes hörte, merkte ich, dass sich hier eine neue Chance bietet», sagt Fritz Brunner, und Heidi Kernbichler ergänzt: «Für unsere Existenz sind zusätzlichen Einnahmen notwendig. Der Tourismus ist eine gute Möglichkeit.»

Älplerfrühstück und Lagerfeuer

«Ich kaufte zwei Ziegen und habe sie trainiert, um den Gästen Ziegentrekking anbieten zu können», berichtet Heidi Kernbichler. «Nun lassen sich die Geissen von den Kindern streicheln und tragen bereitwillig das Picknick für unsere Ausflüge. Ich biete eine Wanderung in die appenzellische Alpenlandschaft an. Auf halbem Weg machen wir ein Lagerfeuer und grillieren Würste.» Ein weiteres Angebot: Auf der Alp Nasen können die Feriengäste Fritz Brunner beim Käsen zuschauen. Wenn die Familien früh genug kommen, geniessen sie zudem einen herrlichen Sonnenaufgang und ein Älplerfrühstück. Auf ihrem Hof hätten sie zusätzlich eine sogenannte Käseküche eingerichtet, erklärt Kernbichler: «In den kühleren Monaten können wir den Gästen bei uns zu Hause zeigen, wie man Butter herstellt und chäset. Für die Kinder haben wir vor dem Haus einen kleinen Spielplatz eingerichtet.» Für die Touristen sind die beiden gut gerüstet: «Wir nahmen an mehreren vom landwirtschaftlichen Beratungsdienst organisierten Kursen teil und lernten, wie wir am besten mit Gästen umgehen. Wir reisten sogar nach Österreich für einen Erfahrungsaustausch mit Bauern, die dort ähnliche Angebote führen.» Fritz Brunner und Heidi Kernbichler sind guten Mutes: «Die Stimmung unter uns acht Bauern ist gut. Wir freuen uns auf die neue Herausforderung!» Kontakt für Angebote von Fritz Brunner und Heidi Kernbichler: Tel. 079 462 73 82

«Förderung einer ganzen Bergregion»

Kurzinterview mit Elisabeth Surbeck, Expertin der Schweizer Berghilfe

Warum unterstützt die Schweizer Berghilfe die regionale Entwicklung Urnäsch?

«Die ganze Region ist im Aufbruch. Nicht überall reichen aber die finanziellen Mittel aus, damit engagierte Menschen gute Ideen und Projekte umsetzen können. Unsere Hilfe kommt einer ganzen Region zugute und stärkt die Landwirtschaft, den Tourismus und das Gewerbe. Es freut mich zu sehen, mit welch grosser Motivation die Bauern dahinter stehen!»

Was wurde von der Schweizer Berghilfe konkret unterstützt?

«Unser Engagement ist vielfältig. Verschiedene Bauern haben sich zusammengeschlossen und präsentieren ihre Angebote auf der Internet-Seite www.appenzeller-erlebnisbauernhof.ch. Wir helfen ihnen bei der professionellen Vermarktung. Oder wir unterstützen den neuen familienfreundlichen Landwirtschafts-Themenweg, sowie den Bau einer Molkerei, welche die Bauern zusammen nutzen werden.»

Wie bedeutend ist das Projekt für die Bauern?

«Es ist sehr wichtig. Momentan sind es acht Bauernhöfe von Urnäsch und Umgebung, denen der Agrotourismus neue Perspektiven öffnet und der zur Existenzverbesserung beiträgt. Es ist gut möglich, dass das Projekt noch weitere Kreise zieht.»

Erschienen im Mai 2008

Das Projekt in Kürze

  • Urnäsch/AR

Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.