Zu Gast im Dorf
Das einzige Hotel in Tschlin im Unterengadin stand vor der Schliessung. Der Bauer Georg Janett kaufte und sanierte es. So blieb der Treffpunkt im Dorf erhalten.
Das einzige Hotel in Tschlin im Unterengadin stand vor der Schliessung. Der Bauer Georg Janett kaufte und sanierte es. So blieb der Treffpunkt im Dorf erhalten.
«Ich bin gerne Gastgeber, hätte aber nie gedacht, dass ich mal Hotelier werde», sagt Georg Janett. Dieser Schritt war auch nicht von langer Hand geplant, es hat sich einfach so ergeben. Vor gut einem Jahr war das Hotel Macun – als einziges Restaurant in Tschlin auch ein wichtiger Treffpunkt für die einheimische Bevölkerung – von der Schliessung bedroht. Das wollten die Einwohner so nicht hinnehmen – auch der gebürtige Tschliner Georg Janett nicht. Gemeinsam mit seiner Frau Barbara kaufte er das Hotel. Seither versuchen die beiden mit unermüdlichem Einsatz, neue Gäste nach Tschlin zu holen.
Das Dörflein liegt am äussersten Zipfel des Unterengadins, nur wenige Kilometer von Österreich und Italien entfernt. Besucher kommen nicht viele hierhin, wer aber den weiten Weg auf sich nimmt, den erwartet ein urtümliches Engadiner Dorf in eindrücklicher Landschaft. Und natürlich das Hotel Macun. Auch hier ist alles klein, fein und unverfälscht. Auf den Tischkommen Spezialitäten wie «Vaischlas da mailinterra» oder «Bizoccals da ravitscha», gekocht von Barbara nach alten Rezepten und aus frischen Zutaten des Labels «Bun Tschlin». Georg kümmert sich um die Gäste, erzählt ihnen von der Geschichte des Dorfes und gibt Tipps für Wanderungen oder Skitouren. Der Kontakt zu den Gästen ist für ihn keine Pflicht, sondern der Grund, warum er überhaupt mit 56 Jahren noch ins Gastgewerbe umgestiegen ist und seinen Landwirtschaftsbetrieb anderen Bauern aus dem Dorf abgetreten hat.
Damit das Hotel eine Zukunft hatte, mussten die neuen Besitzer aber zuerst einmal investieren. Drei der sechs Doppelzimmer hatten kein Bad und liessen sich deshalb nur noch selten vermieten. Für diese dringend nötigen Ausbauarbeiten reichten die Ersparnisse des Ehepaars nach dem Kauf des Hotels allerdings nicht mehr. Erst als die Schweizer Berghilfe ihre Unterstützung zusicherte, war die Zukunft des «Macun» gesichert. Heute kommen die Gäste wieder zahlreicher, das Hotel Macun ist gut ausgelastet. Für Tschlin bedeutet das mehr Leben und einen wichtigen wirtschaftlichen Aufschwung, für Georg und Barbara viel Arbeit, aber auch viele schöne Begegnungen mit ihren Gästen.