Aus den anfänglichen Geschäftsbeziehungen entwickelten sich nach und nach starke Bindungen zu den Menschen. «Irgendwann hat meine Tätigkeit des Steinebearbeitens altersbedingt geendet. Wir haben uns mehr und mehr auf die Unterstützung der Menschen in Nuristan konzentriert», sagt Joseph, «eigentlich gingen wir am Anfang davon aus, dass es uns dann eines Tages nicht mehr brauchen wird. Aber das Gegenteil ist leider der Fall.» Damit meint er nicht nur die Unterstützung für drei Primarschulen, die 2004 startete. Inzwischen unterrichten dort etwa 20 Lehrer rund 350 Kinder. Sondern auch viele andere, kleine Projekte für die Gesundheit oder Ausbildung erwachsener Frauen. «Von Anfang an haben mich die afghanischen Stickereien fasziniert», ergänzt Johanna Häfliger. Die 79-jährige gelernte Psychiatriepflegerin und Damenschneiderin regte Handarbeitsunterricht für die Mädchen in Nuristan an, damit diese auf der Tradition aufbauend ein kleines Einkommen erwirtschaften können. Unterstützung erhält auch ein lokaler Arzt für seine Praxis-Infrastruktur und einige Studenten und Studentinnen. Wie es mit letzteren weitergeht, ist völlig offen. «Es ist nicht an uns, die Wertvorstellungen anderer Menschen zu beurteilen», betont Joseph, «doch tut es weh zu erleben, wie junge Frauen um ihre Zukunft betrogen werden.» Umso mehr wollen die Hälfligers versuchen, noch möglichst oft nach Afghanistan zu reisen. Nicht nur, um die Spenden zu überbringen. Sondern auch, um den Menschen direkt Zuversicht schenken zu können und die Freundschaften zu pflegen.
Text und Fotos: Alexandra Rozkosny
Erschienen im
September 2024