Berghilfe unterwegs in Gadmen
Einmal im Jahr besucht die Schweizer Berghilfe eine Bergregion und rückt deren Menschen und Projekte in den Mittelpunkt. Dieses Jahr erfahrt ihr hier mehr über die Region zwischen Innertkirchen, Gadmen und Guttannen.
Einmal im Jahr besucht die Schweizer Berghilfe eine Bergregion und rückt deren Menschen und Projekte in den Mittelpunkt. Dieses Jahr erfahrt ihr hier mehr über die Region zwischen Innertkirchen, Gadmen und Guttannen.
Vom 18. bis 21. September arbeitete die Redaktion der Berghilfe in einem offenen Büro im Hotel Gadmer Lodge. Von da aus besuchten wir im Dreieck zwischen Innertkirchen, Susten- und Grimselpass Projekte der Berghilfe und andere spannende Betriebe. Wir trafen uns mit Persönlichkeiten aus der Region und liessen uns von der Natur inspirieren. Jemand von uns vieren – Max Hugelshofer, Alexandra Rozkosny, Lukas Ziegler oder Nicole Lutz – bleib immer im Berg-Büro, um Interessierten mehr über die Berghilfe zu erzählen und zusätzliche Geschichten aufzuschnappen.
Die vierte Ausgabe von Berghilfe unterwegs ist zu Ende. Herzlichen Dank dem wunderbaren Team von der Gadmer Lodge für die tolle Gastfreundschaft und die Möglichkeit, bei euch unser temporäres Bergbüro einzurichten. Wir durften in die Region «Innert dem Kirchet» eintauchen und viele tolle Begegnungen zwischen Guttannen, Innertkirchen und Gadmen erleben.
«Der Sustenpass ist meine Lieblingsstrecke», sagt Urspeter Flück. «Sie ist landschaftlich schön, aber auch nicht so gut ausgebaut und breit wie andere Pässe – und darum eine Herausforderung». Urspeter fährt heute den Linienkurs von Meiringen nach Gadmen. Er ist eigentlich pensioniert und springt nur ein bis zwei Mal pro Woche als Chauffeur ein. In seinem Berufsleben war er Banker. «Aber ich wusste schon seit Jahrzehnten, dass ich mir nach der Pensionierung den Traum vom Postautochauffeur erfüllen wollte».
Er geniesse die schönen Landschaften im Haslital, aber auch den Kontakt mit seinen Passagieren. Unter der Woche sind das vor allem Schulkinder und ältere Leute, die nicht mehr Auto fahren. Am Wochenende dann Touristen. «Ich schätze den Kontakt mit beiden Gruppen», sagt Urspeter. «Von den einen erfährt man den neusten Klatsch aus dem Dorf, den anderen kann man mit Auskünften und Tipps helfen.»
Gadmer Dialekt ist eine Knacknuss. Wir haben für euch bei einem Kenner aus Gadmen nachgefragt und ein kleines Wörterbuch zusammengestellt.
Direkt unter den Gadmer Dolomiten, an der Susten-Passstrasse grast das schottische Hochlandrind, das wir Ewan MacMurry getauft haben, mit seiner Herde. Neugierig und aufmerksam schaut es sich an, wer und was sich so den Pass hinauf- und hinunter bewegt. Die lauten Töffs ignoriert Ewan konsequent. Doch das durchdringende Sirren hinuntersausenden Rennvelos erschreckt ihn immer wieder ein bisschen. Aber Velofahrer, die sich mit heraushängender Zunge bergauf quälen, findet er sehr spannend. Und falls mal einer von ihnen anhält, geniesst er es eindeutig, die hingehaltene, salzige Hand abzulecken.
Gleiche Zeit, anderes Mittel: Heute morgen haben Max auf dem Velo und Alexandra zu Fuss ein höchst ungleiches Passrennen durchgezogen. Max fuhr mit dem Velo von der Gadmer Lodge hinunter und dann hinauf zum Grimselpass. Alexandra startete gleichzeitig vom selben Ort zu Fuss Richtung Sustenpass. Google gab für beide Routen in etwa dieselbe Zeit an. Überraschend und mit 2 Stunden 48 Minuten haarscharf gewonnen hat die Wandererin auf den Sustenpass. Was sie gewinnt, erfahrt ihr auf Instagram oder Facebook heute abend :-)
Gadmer Dialekt ist eine Knacknuss. Wir haben für euch bei einem Kenner aus Gadmen nachgefragt und ein kleines Wörterbuch zusammengestellt.
«Es ist unser letzter Tag hier in den Berner Bergen», sagt Lesley Williams. Sie und ihr Mann Jonathan wollen heute von Gadmen auf den Sustenpass wandern. Mit fünf Stunden Gehzeit für die 1000 Höhenmeter Aufstieg rechnen sie. Ob sie auch das letzte Stück bis zum Hospiz ohne Umwege auf der Strasse schaffen, ist aber noch offen. Wegen des Neuschnees. Der hatte ihnen aber auch sonst einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. «Wir wollten in neun Tagen die Via Berna erwandern, von Spiez zum Sustenpass. Doch gestern auf dem Weg von der Engstlenalp zur Tällihütte ging es einfach nicht weiter», sagt Jonathan, «knietief sanken wir im Schnee ein.» Stattdessen mussten sie über die Fahrstrasse das Tal hinauslaufen und so zur Gadmerlodge gelangen. Nur zum Vergnügen sind die beiden fitten Pensionäre nicht in der Schweiz. Ihnen gehört mit Cicerone der grösste Wanderbuchverlag Grossbritanniens. Rund 400 Wanderführer für alle Regionen der Welt sind im Programm, allein über die Schweiz gibt es 22 Bücher. «Dank uns sind wohl schon tausende Briten und Amerikaner in der Schweiz gewandert», sagen die beiden nicht ohne Stolz. Vor einem Jahr haben die beiden die Verlagsführung an die nächste Generation übergeben. Das gibt ihnen die Zeit, endlich mal wieder selbst an einem Wanderbuch zu arbeiten.
Gadmer Dialekt ist eine Knacknuss. Wir haben für euch bei einem Kenner aus Gadmen nachgefragt und ein kleines Wörterbuch zusammengestellt.
«So, jetzt ist wieder Sommer», sagt Mathias Ming vom kantonalen Strasseninspektorat, nachdem er die beiden Flügel der Schranke oberhalb des Hotels «Steingletscher» geöffnet und fixiert hat. Der Sustenpass ist wieder geöffnet. Sechs Tage lang war die Verbindung ins Urnerland unterbrochen. Sehr ungewöhnlich für diese Jahreszeit. «Dass es im September mal schneit, ist nichts Besonderes», sagt Mathias. Aber dass auf dem Pass 60 Zentimeter liegen, sei schon speziell. Es gab Rutsche, und an einer Stelle lagen auf der Strasse fast zwei Meter Schnee, dem Mathias und seine Kollegen mit der Schneefräse zu Leibe rücken mussten. Mathias grinst: «Dieser Haufen wäre nicht so schnell geschmolzen.»
Gadmer Dialekt ist eine Knacknuss. Wir haben für euch bei einem Kenner aus Gadmen nachgefragt und ein kleines Wörterbuch zusammengestellt.