Die Festival-Oase am Gadmerwasser

Alle zwei Jahre Anfang August verwandelt sich das Zuhause von Christian Feuz und Isa Oggier im Grin bei Gadmen in das kleine, familiäre Musik- und Kulturfestival «Evergrin». Die Absicht, ein Festival durchzuführen, hatten sie eigentlich nie. Trotzdem sind sie bereits bei der zehnten Ausführung angekommen.

Idyllischer könnte ein Festivalgelände kaum sein: Üppige Obstbäume, Blumenbeete mit verschiedenen Kräutern und leuchtenden Blumen, ein altes, charmantes Bauernhaus und gleich daneben der rauschende Bach, das Gadmerwasser. Das alles umringt von einer atemberaubenden Bergkulisse. Das ist das Evergrin, und gleichzeitig das Zuhause von Christian Feuz und Isa Oggier, den Gastgebern des Festivals. Bereits zum zehnten Mal hatten sie und ihr Team im August mit dem Verein «gadwas» das kleine Musik- und Kulturfestival auf ihrem Anwesen durchgeführt. Während drei Tagen reisen jeweils bis zu 600 Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Schweiz und dem nahen Ausland an. Bands mit grossen Namen findet man am Evergrin Festival nicht im Programm. Dafür gibts unbekannte Musikperlen, Theater- und Zirkusaufführungen sowie ein Künstlerdorf mit Tattoo-Studio und Beauty-Salon. «Wir wollen bewusst ein kleines, feines Festival sein, das ein familienfreundliches Programm anbietet», sagt Christian.

Das Evergrin-Festival

Das Festival findet alle zwei Jahre Anfang August im Grin bei Gadmen statt. Bands mit grossen Namen findet man am Evergrin Festival nicht im Programm. Dafür gibts unbekannte Musikperlen, Theater- und Zirkusaufführungen sowie ein Künstlerdorf mit Tattoo-Studio und Beauty-Salon. Organisiert wird das dreitägige Festival vom Verein «gadwas».
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Mit einem Flyer fing alles an

Christian und Isa kamen im Jahr 2005 ins Gadmertal, nachdem sie zuvor in Frankreich Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen betreut hatten. Christian, der Polyhandwerker und Industriekletterer, ist im Haslital aufgewachsen. Isa, die Therapeutin und Sozialpädagogin, kommt aus Bern. Nach ihrer Rückkehr halfen sie bei den Eltern von Christian in der Tällihütte oberhalb von Gadmen aus. In dieser Zeit konnten sie das alte Bauernhaus im Grin bei Gadmen erwerben und dort ihren Betrieb «Evergrin» gründen. «Das Haus war eigentlich bereits dem Untergang geweiht. Das war wohl der Grund, warum es niemand wollte», sagt Isa. «Wir haben uns aber sofort in das Haus verliebt». Liebevoll und aufwendig haben es Christian und Isa renoviert, bevor sie Ende 2008 einziehen konnten. «Als wir dann endlich in unserem Haus angekommen sind, dachten wir, wir könnten doch ein Einweihungsfest veranstalten», sagt Christian. Von dieser Idee erzählten sie Felix Meier vom Camping Gadmen, der auf seinem Grundstück das Openair Gadmen durchführte. «Nach elf Jahren dachte Felix, es sei Zeit für eine Veränderung. Weshalb er auf die Idee kam, dass wir doch das Openair Gadmen bei uns im Grin durchführen könnten», erzählt Christian. Christian und Isa waren nicht abgeneigt, aber auch nicht vollends überzeugt. «Im Frühling 2009 hatten wir dann einen Flyer bei uns im Briefkasten mit der Info über die Öffnungszeiten des Campings und dem Vermerk, dass das Openair Gadmen nun bei uns im Grin stattfinden würde», lacht Christian. Und so fing alles an. Von 2009 bis 2016 führten sie das Festival jährlich unter dem Namen Evergrin Fest durch, ab 2022 dann alle zwei Jahre als Evergrin Festival, organisiert durch den Verein «gadwas».

«Am Ende füllen wir nicht mal einen Abfallsack»

Die letzten zwei Ausführungen des Evergrin Festivals seien im Vergleich zu den vorherigen professioneller geworden, meint Christian. «Bei den ersten acht Durchführungen haben wir alle Fehler gemacht, die man am Anfang halt so macht. Nun sind wir aber so aufgestellt, wie wir uns das wünschen». Das hat vor allem mit dem Programm, der Infrastruktur und dem Engagement der Vereinsmitglieder zu tun. Nebst Konzerten gibt es am Evergrin Festival auch allerlei familienfreundliche Darbietungen wie Zirkusshows oder Theaterstücke. Und dieses Jahr neu ist auch die Hauptbühne, die zum ersten Mal so aussieht wie eine richtige Openair-Bühne. Grösser werden wollen sie aber bewusst nicht: «Mehr als 700 Personen gleichzeitig auf dem Gelände wollen wir nicht. Denn ab 1000 Personen fängt das ganze Rösslispiel an wie zum Beispiel obligatorisches Sicherheitspersonal oder sonstige Auflagen», sagt Christian. Der respektvolle Umgang miteinander und das Kleine, Feine ist es, was das Festival ausmacht: «Wann du am Sonntag, nachdem alle Gäste abgereist sind, übers Gelände läuft, füllst du nicht einen einzigen Abfallsack. Es ist einfach sauber», sagt Isa. Und vor allem eines wollen sich Christian und Isa als Gastgeber nicht nehmen lassen: alle Gäste persönlich zu begrüssen und einen kurzen Schwatz zu halten. Schliesslich ist es ja ihr Vorgarten.

Text und Bilder: Lukas Ziegler

Erschienen im Oktober 2024

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Berghilfe unterwegs in Gadmen