Neuer Tunnel mit Hochspannung

Stromkabel und Bahn in einem: Mit dem Projekt «Grimseltunnel» soll ein 22 Kilometer langer Tunnel zwischen Innertkirchen/BE und Oberwald/VS für Bahn und Stromleitungen entstehen. Die Idee einer Bahnstrecke durch die Grimsel existiert schon länger. Weil nun die Hochspannungsleitungen, die heute über den Pass führen, erneuert werden müssen, nimmt das Projekt plötzlich Fahrt auf.

Zum ersten Mal soll die Idee von einem Tunnel durch die Grimsel Mitte des 19. Jahrhunderts aufgekommen sein, von einem italienischen Politiker. Seither wurde die Idee immer wieder mal auf dem politischen Parkett thematisiert, doch konkret wurde es nie. Bis heute. Die «Interessengemeinschaft Grimseltunnel» hat das Projekt erneut aufgegriffen und konkretisiert. Der Grund: Die 1951 errichteten Hochspannungsleitungen über der Grimsel müssen von der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid dringend saniert werden. Und weil die Topografie über der Grimsel aufgrund der steilen und hochalpinen Landschaft sehr anspruchsvoll ist, überlegt man sich, die Stromleitungen in einen Tunnel zu verlegen. Der richtige Moment also für die Bahntunnelbefürworter, um gemeinsame Sache zu machen.

Eckdaten zum Grimseltunnel

  • Projekt Stromleitungen und Bahn in einem Tunnel
  • Länge 22 Kilometer
  • Ort Von Innertkirchen/BE nach Oberwald/VS
  • Bauzeit Rund sieben Jahre
  • Stand Bundesparlament entscheidet 2027 über die Finanzierung

Von Montreux bis nach Poschiavo

Das Projekt Grimseltunnel sieht nun vor, einen 22 Kilometer langen Tunnel zwischen Innertkirchen im Kanton Bern und Oberwald im Kanton Wallis zu bauen, in dem Stromleitungen und Bahnstollen parallel zueinander verlaufen. Die 121 Strommasten, die jetzt über der Grimsel aufgestellt sind, könnten alle abgebaut werden. Es würde nicht nur die Landschaft aufgewertet, die Schweiz bekäme mit dem neuen Tunnel auch eines der längsten Schmalspurnetze der ganzen Welt – rund 850 Kilometer. Heute ist dieses Bahnnetz zweigeteilt. Auf der Südseite sind Zermatt, Andermatt, Disentis, Davos, St. Moritz und Poschiavo durchgehend mit der Bahn erschlossen. Auf der Nordseite sind es Montreux, Gstaad, Interlaken und Luzern. Die neue Erschliessung durch den Grimseltunnel würde diese beiden Teile verbinden und so neue Chancen für den Tourismus und die Entwicklung der Berggebiete eröffnen.

Das Projekt Grimseltunnel wird von einer breiten Allianz aus Politik und Wirtschaft unterstützt. Aber auch gegnerische Stimmen melden sich zu Wort. Zu viel Geld koste das Projekt. Geld, das an anderen Orten für wichtigere Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur fehlen würde. Entscheiden wird das Parlament auf Bundesebene. Der National- und Ständerat haben einen Planungskredit von 30 Millionen bewilligt, um das Projekt vertieft prüfen zu können. Über die finale Finanzierung des Projekts wird das Bundesparlament voraussichtlich 2027 entscheiden.

Text: Lukas Ziegler
Bilder: IG Grimseltunnel und KWO

Erschienen im September 2024

Projekt Grimseltunnel

Mehr Informationen zum Grimseltunnel und über den aktuellen Stand des Projekts finden Sie hier.
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