Das Goldvreneli kehrt zurück nach Gadmen

Es ist wohl die bekannteste Goldmünze der Schweiz: das Goldvreneli. Über 60 Millionen Mal wurde sie produziert, und immer mit demselben Bild einer Frau geziert – dem Vreneli. Doch wer ist diese Frau? Und was hat sie mit dem Gadmertal zu tun? Christian Krump ging dieser Geschichte auf den Grund.

«Ich sass einst mit meiner Grossmutter am Küchentisch, als sie ihre Sammlung alter Münzen auslegte, auf eine goldene zeigte und sagte: ‹Wusstest du, dass diese Frau aus Gadmen kommt?›», erzählt der 38-jährige Christian Krump, Initiant vom Goldvreneliweg und Schreiner aus Gadmen. «Ab dem Zeitpunkt liess mich diese Geschichte nicht mehr los». Gemeint ist die Geschichte von Rosa Tännler aus Gadmen. Von der Frau, deren Gesicht auf über 60 Millionen Goldmünzen eingeprägt und somit eines der bekanntesten unseres Landes wurde. Kaum jemand hierzulande hat nicht schon mal ein Goldvreneli verschenkt oder geschenkt bekommen. Christian wollte daher genau wissen, wer diese Frau war und ob sein Grosi recht hatte. «Meine Grossmutter konnte mir auch nicht mehr Details erzählen. Aber sie war felsenfest davon überzeugt, dass die Frau auf dem Goldvreneli eine Gadmerin war».

Das Projekt in Kürze

  • Goldvreneli Erlebnisweg
  • Themenweg
  • Gadmen/BE

Goldvreneli Erlebnisweg

Der Goldvreneli Erlebnisweg in Gadmen ist drei Kilometer lang und dauert ca. eine Stunde. Mehr Informationen über Rosa Tännler und den Goldvreneliweg finden Sie hier.
Goldvreneli Erlebnisweg

Von der Steinalp zur nationalen Bekanntheit

Um der Geschichte ein für alle Mal auf den Grund zu gehen, tat sich Christian mit anderen Interessierten zusammen. Gemeinsam holten sie den Historiker Raphael Germann ins Boot. Der stürzte sich in die Forschung, las unzählige Briefe, Bücher und Zeitungsartikel, um die Geschichte von Rosa Tännler möglichst realitätsgetreu zu rekonstruieren. Und tatsächlich, dank intensiven Recherchearbeiten fand der Historiker heraus, dass es sich bei der Frau auf dem Goldvreneli mit grösster Wahrscheinlichkeit um Rosa Tännler aus Gadmen handelt. Die damals junge Rosa führte im Sommer 1894 das Hotel auf der Steinalp im Gadmertal, wo ihr der Neuenburger Künstler Fritz Ulysse Landry begegnete. Er war von der Schönheit der Gadmerin so angetan, dass er sie unbedingt malen wollte. Dieses Bild und seine Erinnerungen an die Region dienten ihm später als Vorlage für die Goldmünze.

Wer findet das Goldvreneli im Käse?

Zur Vermarktung «ihres» Goldvrenelis Rosa Tännler haben sich die Gadmer einiges einfallen lassen. Etwa das Goldvreneli-Mutschli. Produziert wird es in der Molki Meiringen und reift in der Felskaverne in Innertkirchen. Das Besondere: In jedem 100. Mutschli ist ein echtes Goldvreneli versteckt. Wir waren bei der Produktion dabei und haben den Moment, in dem die Goldmünze in den Käse kommt, festgehalten.
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Ein Goldvreneliweg zu Ehren von Rosa Tännler

Beinahe wäre die Geschichte von Rosa Tännler und dem Goldvreneli also in Vergessenheit geraten. Aber zum Glück nur fast. «Dass wir nun endgültig beweisen konnten, dass es sich bei der Frau auf dem Goldvreneli um Rosa Tännler aus Gadmen handelt, macht mich sehr stolz», sagt Christian. Und damit die Geschichte nicht wieder in irgendwelchen Archiven und Bücherregalen verstaubt, wurde zu Ehren von Rosa in Gadmen ein drei Kilometer langer Themenweg geschaffen – der Goldvreneliweg. Bei insgesamt neun Stationen erfährt man vieles über Rosa Tännler. Über ihr Leben in Gadmen, wie ihr Gesicht auf das Goldvreneli kam, wie sie davonzog und wieder in ihre Heimat zurückkehrte. Aber auch über die Region selbst, wie sich das Tal und seine Bevölkerung seit dem 19. Jahrhundert gewandelt haben. «Es ist zu einem Herzensprojekt geworden», sagt Christian. «Mein Grosi konnte die Eröffnung des Goldvreneliwegs leider nicht mehr miterleben. Aber sie wäre sicher sehr stolz, wenn sie wüsste, was sie mit ihrer Frage damals auslöste».

Text: Lukas Ziegler
Bilder: Lukas Ziegler und David Birri

Erschienen im September 2024
Berghilfe unterwegs in Gadmen

Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.