Unter den Gadmer Dolomiten dem Hang entlang

Die Bezeichnung «Höhenweg» verspricht schöne Aussicht und wenig Steigung. Zumindest das erste Versprechen löst diese Wanderung ein.

Es ist noch empfindlich kühl, als wir bei der Bushaltestelle Feldmoos an der Berner Seite des Sustenpasses loslaufen. Kühl und ruhig. Doch das wird leider nicht ganz so bleiben. Wir starten unsere Tour zur Tällihütte auf dem geteerten Weg, der von der Spitzkehre aus in Richtung Westen führt. Bald schon zweigt links unser Wanderweg ab. Und es geht ein erstes Mal kräftig bergauf. Der abwechslungsreiche Weg führt durch den Wald auf eine Anhöhe, von der aus man eine eindrückliche Aussicht hat: abwärts auf das Dorf Gadmen, aber zum ersten Mal auch hinauf ins Tal des Wendenwassers hinauf, das von der steilen Felswand des Titlis abgeschlossen wird. Wir sind gerade zur rechten Zeit hier, um die Sonne über dem Grassen aufgehen zu sehen. Eindrücklich.

Steckbrief

  • Kanton Bern
  • Sprachregion Deutsch
  • Projekt Tällihütte
  • Kategorie Wanderung
  • Schwierigkeitsgrad Mittel

Weiter führt der nicht zu verfehlende Weg erst gemütlich durch Heidelbeerfelder, bevor es steil hinuntergeht zum Wendenboden. Man sieht, dass der Weg vor nicht allzu langer Zeit frisch gemacht wurde. Dennoch: Weil der Boden durch den Tau der Nacht sehr feucht und rutschig ist, fordert er eine gewisse Trittsicherheit. Man läuft nirgends Gefahr, ernsthaft abzustürzen, aber wer sich gar nicht an schmale, steile Bergwege gewöhnt ist, wird keine Freude an diesem Abstieg haben.

Unten auf dem Wendenboden angekommen, spazieren wir gemütlich einige hundert Meter über das Teersträsschen zur Wendenalp, wo die Älplerinnen und Älpler gerade mit dem Melken fertiggeworden sind. Hier könnte man Alpkäse und -butter kaufen, aber weil der Tag noch heiss zu werden verspricht, brächten wir die Köstlichkeiten wohl nicht heil nach Hause.

Bald schon zweigt der Wanderweg rechts ab und führt hinauf an den Fuss der eindrücklichen Bergkette, die auch Gadmer Dolomiten genannt wird. Hier heisst es Augen auf, denn die nächste Abzweigung nach wenigen Metern verpasst man gerne, obschon sie eigentlich gut markiert ist. Wenn man aber – wie wir – zu sehr von den Schmetterlingen auf den Blumen und dem Zuordnen der verschiedenen Berggipfel abgelenkt ist, merkt man einen halben Kilometer später von alleine, dass man etwas falsch gemacht hat. Der Weg hört dort nämlich abrupt auf. Man kann dann entweder zurück zur Abzweigung, oder einfach gerade den Hang hinaufkraxeln, bis man wieder auf den richtigen Weg stösst.

Dies war die letzte Gelegenheit, sich zu verirren. Von nun an führt der einzige Weg immer unterhalb der Felswand entlang. Gemütlich und eben wäre allerdings die falsche Beschreibung. Durch das stetige Rauf und Runter kommen nochmals einige Höhenmeter zusammen. Dieser Abschnitt des Weges glänzt mit wirklich tollen Aussichten ins Tal und hinauf in die eindrücklichen, über 600 Meter hohen Felswände. Ein kleiner Wermutstropfen: Längst ist es nicht mehr so still wie früh am Morgen. Der Strassenlärm vom Sustepass ist immer präsent. Man fühlt sich nicht ganz so ab vom Schuss, wie das bei anderen Wanderungen in den Bergen sein kann.

Nach insgesamt knapp vier Stunden kommen die weissen Sonnenschirme der Tällihütte ins Blickfeld. Hier gönnen wir uns zum Abschluss der Tour auf der Sonnenterasse einen einfachen, aber feinen Zmittag. Man könnte auch hier übernachten und am nächsten Tag über das Sätteli ins Gental und hinüber in die Melchsee-Frutt weiterwandern. Dort würde als Belohnung nach etwa zwei Drittel der Wanderung ein Bad im Engstlensee warten. Wir haben allerdings nur den einen Tag Zeit und machen uns auf zurück ins Tal. Den Knien zuliebe gehen wir nicht zu Fuss, sondern nehmen die Tällibahn. Den lokalen Alpkäse kaufen wir dann im Automaten des Vereins «Püüre Laden» in der Talstation ein.

Text und Fotos: Max Hugelshofer

Erschienen im September 2024

Berggasthaus Tälli

Auf über 1700 Meter über Meer liegt die Tällihütte wie auf einem Adlerhorst über dem Gadmertal. Mit der Seilbahn einfach zu erreichen, ist sie ideales Ziel für einen oder mehrere Wandertage. Seit die Berghilfe das Berggasthaus Tälli unterstützt hat, erlebte das Gasthaus mehrere Wirtswechsel. Immer geblieben ist die herzliche Gastfreundschaft.
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