An die erste gemeinsame Reise als Paar haben Bruno und Yvonne unterschiedliche Erinnerungen. «Es war super», sagt Bruno mit einem Augenzwinkern. «Es hat überhaupt nicht geklappt», stellt Yvonne klar. «Er hat einfach sein Ding durchgezogen und teilweise komplett vergessen, dass ich auch noch da bin», sagt sie. Er sei durch das viele Reisen allein einfach nicht gewöhnt gewesen, auf andere Rücksicht zu nehmen, gibt er zu. Wieder zu Hause folgten ernste Gespräche, einige Klarstellungen von Erwartungen, aber auch der Wunsch, es nochmals zu probieren. «Wenn schon, denn schon», sagten sich die beiden, kauften ein Occasions-Büssli und machten sich auf den Weg: über Russland, Kasachstan und den nahen Osten nach Indien, danach Australien, Japan, China und über die Mongolei zurück. Diesmal klappte es mit der Zweisamkeit. Auch aus dieser Reise entsteht, wieder zu Hause ein Buch. Und plötzlich wird auch der schon länger gehegte Traum vom eigenen kleinen Bauernbetrieb Realität, als Bruno und Yvonne das heruntergekommene Schwesterehüsli unterhalb von Heiligkreuz kaufen können und ihm dann mit viel Eigenleistung zu neuem Glanz verhelfen.
Heute bieten Blums auf ihrem Grundstück ein paar Stellplätze für Camper an. Auch als Präventivmassnahme gegen plötzlich zurückkehrendes Fernweg. Yvonne: «Mit unseren Gästen holen wir die Welt ein bisschen zu uns nach Hause.» Meist beschränke sich der Kontakt auf oberflächliche Freundlichkeiten. Hin und wieder gerate man aber auch ins Diskutieren und Fachsimpeln. Dann können Bruno und Yvonne mit unzähligen guten Geschichten auftrumpfen. Etwa mit derjenigen, in der Bruno von einem halben indischen Dorf quasi aus seinem Zelt gekidnappt und festgehalten wurde, weil das Gerücht aufgekommen war, der Fremde sei ein Terrorist, der den nahen Staudamm sprengen wolle. Oder Yvonne erzählt von ihrer Angst, die sie verspürt hatte, als die beiden in Kasachstan mitten in der Nacht von Polizisten aus dem Schlaf getrommelt wurden und die Beamten mit Bruno vom Auto weg in die tiefste Nacht verschwunden waren – wie sich später herausstellte nur, um ihm ihr Auto zu zeigen, das in ein Tobel gerollt war und für dessen Bergung sie im allradgetriebenen Camper der beiden Reisenden ein geeignetes Abschleppfahrzeug sahen. Jetzt, im Nachhinein, sei es unterhaltsam, solche Geschichten zu erzählen, sagt Bruno. Irgendwann sei aber auch mal genug. «Im Moment möchte ich wirklich keine neuen erleben.»
Text und Bilder: Max Hugelshofer
Erschienen im
September 2025