«Eine Solaranlage wird bald standardmässig dazugehören»

Im vergangenen April hat die Schweizer Berghilfe ihr Solarprogramm gestartet. Mit durchschlagendem Erfolg. Der Bau von mehr als 280 Solaranlagen ist seither unterstützt worden, viele sind bereits in Betrieb. Beatrice Zanella, Leiterin Projekte und Partnerschaften, über eine Initiative, wie es sie in der Geschichte der Stiftung noch nicht gegeben hat.

Wie kam es zum Solarprogramm der Schweizer Berghilfe?

Beatrice Zanella: Den Ausschlag gab die drohende Strommangellage im Herbst 2022. Wie alle fragten wir uns: Können wir einen Beitrag leisten? Da kamen wir rasch auf das Thema Solaranlagen. Wir hatten zwar auch in der Vergangenheit immer mal wieder Photovoltaikanlagen oder thermische Solaranlagen unterstützt, allerdings aufgrund der Regeln unserer Unterstützungspolitik sehr zurückhaltend und nur in Ausnahmefällen. Nun sahen wir aber, dass viele Landwirte und Besitzer von Kleinbetrieben in den Bergen einerseits unter den hohen Energiepreisen litten, andererseits grosse Dächer zur Verfügung hatten, die für die Stromproduktion geradezu ideal sind. Die Zeit war reif für neue Regeln.

Sie haben aber nicht einfach nur das Reglement angepasst, um die Unterstützung von Solaranlagen zu ermöglichen, sondern gleich ein Impulsprogramm lanciert.

Ja, um rasch etwas zu erreichen. Mit einem vereinfachten Prüfungsverfahren wollten wir die Menschen dazu ermutigen, rasch und möglichst unkompliziert auf Solarenergie zu setzen. Im Normalfall unterstützen wir eher Menschen, die ein grosses und komplexes Investitionsvorhaben umsetzen möchten. Beim Solarprogramm wollen wir auch diejenigen ansprechen, die aktuell keine grossen Bauprojekte starten wollen oder können, aber mit relativ geringem Aufwand ihre Betriebskosten senken möchten.

Also ein Angebot schaffen, das niemand ablehnen kann?

Sagen wir mal: eines, das so attraktiv ist, dass auch Leute, die sonst noch nicht über eine Solaranlage nachgedacht hätten, die Gelegenheit nutzen.

Das hat offenbar funktioniert. Mehr als 280 Projekte mit einem Unterstützungsbetrag von insgesamt 8,3 Millionen Franken sind bisher bewilligt worden. Sind Sie vom Ansturm überrascht worden?

Es war im Vorfeld schwierig abzuschätzen, wie das Echo sein würde. Wir haben mit weniger Projekten gerechnet, freuen uns aber natürlich darüber, dass es so eingeschlagen hat. Ganz zu Beginn, als die erste Welle von Gesuchen reinkam, sind wir mit unserem kleinen Team auf der Geschäftsstelle operativ etwas an die Grenzen gekommen. Und auch die ehrenamtlichen Expertinnen und Experten, welche die Projekte prüfen, wurden stark gefordert. Aber das hat sich inzwischen eingependelt.

Wie geht es weiter?

Das Impulsprogramm für Projekte, die ausschliesslich eine Installation von Solaranlagen zum Ziel haben, läuft noch bis Ende Jahr. Dann sollte ein Grossteil der Anlagen, die nicht Teil eines grösseren Bau- oder Sanierungsprojekts sind, realisiert worden sein. Wir gehen davon aus, dass eine Solaranlage bei neuen Bauvorhaben bald nicht mehr wegzudenken ist. Und dass sie bei der Projektprüfung unserer ehrenamtlichen Expertinnen und Experten standardmässig dazugehören wird. Somit stellen wir sicher, dass unser Engagement für die Solarenergie langfristig bestehen bleibt.

Nebst Photovoltaik- und thermischen Solaranlagen unterstützt die Berghilfe ja seit Jahren auch Projekte mit anderen erneuerbaren Energien. Kommen diese jetzt unter die Räder?

Im Gegenteil. Wir haben im gleichen Zug mit dem Solarprogramm beschlossen, dass wir keine Heizungen mehr unterstützen, die auf fossile Energieträger setzen. Ich bin davon überzeugt, dass die Anzahl der von uns unterstützten Fernwärmeverbünde, Biogasanlagen und Heizungen mit erneuerbaren Energien weiter zunehmen wird.

Interview: Max Hugelshofer

Bilder: Alexandra Rozkosny und Yannick Andrea

Erschienen im März 2024

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