«Gemeinsam haben wir eine PR-Strategie ausgearbeitet»

Manchmal braucht ein Gesuchsteller nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Beratung. Die Berghilfe arbeitet dafür mit Adlatus zusammen.

Adlatus ist ein schweizweit tätiges Netzwerk pensionierter Führungs- und Fachkräfte, welche ihr Know-how und ihre Praxiserfahrung in Form von Beratungen und Coachings weitergeben. Einer dieser «Adlaten» ist Charles Müller. Er ist Beatrice Di Blasi, Betreiberin des Hotels Gravas in Vella/GR, mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Welches war Ihr erster Eindruck vom Hotel Gravas in Vella?

Das Gravas ist mit seinen 15 Zimmern kein grosses Hotel, aber doch ein ziemlich stattliches Gebäude. Beim Blick auf die Umsatzzahlen der letzten Jahre habe ich mich schon gewundert, wie dieser Betrieb durchkommt. Das geht nur, weil die Familie Di Blasi sehr viel Eigenleistung erbringt und mit Herzblut dabei ist. Ausserdem war ich erstaunt, wie sauber das Hotel ist. Wer meint, ein Hotel mit Hunden sei viel- leicht schmuddlig, wird im Gravas eines Besseren belehrt.

Beatrice Di Blasi hat ihr Angebot neu auf «Ferien mit Hund» ausgerichtet. Was halten Sie von diesem Hotelkonzept?

Ich sehe da viel Potenzial. Wir hatten früher auch einmal einen Hund in der Familie, und ich kann mich noch erinnern, dass es immer ein Unterfangen war, ein Hotel zu finden, in dem Hunde erlaubt waren. Dabei muss man sehen, dass das Angebot des Hotels Gravas weit über das Prädikat «Hunde erlaubt» hinausgeht. Eine offizielle Kategorie «Hundehotel» – analog zum «Wellness- hotel» oder zum «Wanderhotel» – gibt es aber leider nicht.

Welches waren die wichtigsten Ratschläge, die Sie Frau Di Blasi gegeben haben?

Zwei Punkte waren zentral: ein zielführendes Marketingkonzept und eine ordentliche Budgetierung. Die wirtschaftliche Lage des Hotels Gravas erlaubt nur ein bescheidenes Werbebudget. Umso wichtiger ist es, dieses effizient einzusetzen. Ein Inserat in einem Hochglanz-Reisemagazin bringt dem Hotel Gravas keine Gäste. Ein Beitrag in einem Hundemagazin hingegen schon. Bisher ist Frau Di Blasi zu wenig strategisch vorgegangen. Gemeinsam haben wir deshalb festgelegt, wie viel Geld pro Jahr für Inserate und andere PR-Massnahmen zur Verfügung stehen soll, und welche Zeitschriften und Plattformen interessant sind.

Wie muss man sich dieses Coaching genau vorstellen? Haben Sie Frau Di Blasi regelmässig besucht?

Ich treffe Frau Di Blasi alle drei bis vier Monate für ein persönliches Briefing. Wir haben am Anfang eine To-do-Liste aufgestellt, welche sie nach und nach abarbeitet. Wann immer sie eine Frage hat oder eine Zweitmeinung braucht, schreibt sie mir rasch eine Mail oder ruft mich an.

Wie sind Sie zu Adlatus gekommen?

Ich habe eine klassische Laufbahn in Hotellerie und Gastgewerbe durchlaufen, angefangen bei der Kochlehre über das Hotelmanagement bis hin zur Führung eigener Hotel- und Gastrobetriebe in Graubünden. Nach meiner Pensionierung vor sechs Jahren wollte ich irgendwie am Ball bleiben, mein Wissen und meine Erfahrung weiter- geben, um anderen zu helfen.

Interview und Bild: Isabel Plana

Erschienen im September 2018
 Charles Müller von Adlatus
Charles Müller von Adlatus hat die Betreiberin des Hotel Gravas in Sachen Marketing beraten.

Kooperation mit Adlatus

Die Schweizer Berghilfe bietet selber keine Beratungsleistungen an, sondern arbeitet dazu mit Partnern zusammen – so seit 2014 auch mit Adlatus. Wenn eine Projektidee zwar vielversprechend, aber nicht ausgereift ist oder ein ordentlicher Businessplan fehlt, empfiehlt die Berghilfe Gesuchstellern, die Beratung eines Adlaten in Anspruch zu nehmen. Kommt dieses Mandat zustande, kann sich die Berghilfe an den Kosten mitbeteiligen.