Vermittelt bekam er ihn vor knapp 20 Jahren vom Unterengadiner Künstler Not Vital. Der wurde vom damaligen Tschliner Gemeindeschreiber angefragt, ob er nicht eine Etikette für das geplante Tschliner Bier kreieren würde. Das war dem Bildhauer und Maler dann doch etwas zu kommerziell, und er empfahl seinen Bekannten Erik Süsskind. Dieser entwarf wie bestellt eine Etikette für das neue Bier – ging aber ungefragt noch viel weiter. «Ich sah die Chance, das ganze Dorf bekannt zu machen und nicht nur die Brauerei», sagt er. Also kreierte er ein für damalige Verhältnisse sehr mutiges Design, das allen Produzenten aus Tschlin zur Verfügung stehen sollte. «Nach der Präsentation in Tschlin dachte ich, ich sei zu weit gegangen», erinnert sich der Grafiker. «Die Reaktionen waren eher verhalten.» Doch ein paar Tage später kam der Anruf: «So machen wir es.»
Der Rest ist Geschichte. Das Bier verkaufte sich deutlich besser als erwartet, der Export ins Unterland stieg und stieg. Und mit ihm auch die Bekanntheit des braunen B und des gelben E, die übrigens für «Biera Engiadinaisa» stehen. Gleichzeitig schlossen sich Bun Tschlin immer mehr kleine und mittelgrosse Betriebe an und sorgten für neue Variationen des Logos. Doch damit hatte Erik Süsskind schon nichts mehr zu tun. «Sinn der Übung war ja, Wertschöpfung nach Tschlin zu bringen», sagt er. «Darum gehörte es von Anfang an zum Konzept, dass die Anpassung und Weiterentwicklung des Erscheinungsbilds möglichst rasch an lokale Grafiker übergeben werden soll.» Dass dies so gut geklappt hat, freut ihn. Und natürlich auch, dass sein Design heute noch mehr oder weniger unverändert diverse Produkte ziert und in Tschlin und den umliegenden Dörfern das Ortsbild prägt.
buntschlin.ch
Text und Bilder: Max Hugelshofer
Erschienen im
September 2022