Influencerin per Zufall

Sie ist Bäuerin, Köchin, Mami, Älplerin – und eine Instagram-Berühmtheit. Sabrina Stadelmann aus Sörenberg berichtet online aus ihrem Alltag, teilt Rezepte und setzt sich dafür ein, dass vermehrt lokal und saisonal eingekauft wird. Dabei folgen ihr rund 27 000 Menschen.

Sabrina Stadelmann am Melken. Sabrina Stadelmann am Heuen. Sabrina Stadelmann, die sich über den ersten Regentag nach einer Hitzeperiode freut und einen Zahnarzttermin aus dem Wartezimmer dokumentiert. Und dazwischen: Bruschetta-Kotelett, Sommer-Spaghetti und Chäs-Flan. Der Instagram-Kanal der 39-Jährigen aus dem Entlebuch dreht sich um die zwei Hauptthemen Rezepte und Einblicke in den Alltag einer Bäuerin und Älplerin. Mit Erfolg. Gut 27 000 Follower hat Sabrina aktuell, regelmässig kommen Kooperationsanfragen rein. Fast alle lehnt sie ab. «Ich musste lernen, Nein zu sagen», erklärt sie. Am Anfang sei sie überwältigt davon gewesen, wie viele Leute sich für sie und ihr Leben interessierten. Sie sei Partnerschaften und damit Verpflichtungen eingegangen. «Und weil ich nicht einfach so ohne Gegenleistung Geld annehmen will, habe ich mich total unter Druck gesetzt und viel zu viel Zeit investiert.» Gelohnt habe sich der Aufwand nicht, und immer sei da die Gefahr gewesen, sich zu verbiegen. «Inzwischen mache ich auf Social Media ausschliesslich, worauf ich Lust habe», sagt sie. Und das sei das Kochen mit lokalen und saisonalen Zutaten, sowie den Leuten das tatsächliche Leben einer Bäuerin mit all seinen Sonnen- und Schattenseiten näherzubringen. «Ich sehe mich als Botschafterin der modernen Bäuerinnen und Bauern», so Sabrina. «Derjenigen, die das traditionelle Bauern lieben und dafür leben, aber auch mal etwas Neues ausprobieren. Oder es sogar wagen, ein paar Tage in die Ferien zu fahren.»

Angefangen hat Sabrinas Influencer-Karriere auf dem heimischen Sofa. Zusammen mit ihrem Mann Marco schaute sie die SRF-Sendung «Landfrauenküche». «Das könnte ich auch», sagte sie zu ihrem Mann. Als der nicht sofort zustimmte, dachte sie: «Warte nur, ich beweise es dir.» Kurz darauf sah die ganze Schweiz, wie Sabrina Eierschwämmli-Tatar zubereitete, ihre Kinder zu AC/DC-Soundtrack von der Alp in die Schule fuhr und erzählte, dass ihr als «Stadt-Meitli» der Einstieg ins Bauernleben nicht leicht gefallen sei.

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Mit ihrer direkten Art, der auffälligen Frisur und ihrer Vorliebe für pinkfarbene Kleider kam sie beim Publikum sehr gut an, der Rest geschah fast von selbst. «Offenbar wollten die Leute genauer wissen, wer diese Sabrina Stadelmann eigentlich ist», lacht sie. Ihr folgen mehrheitlich Frauen, und zwar aus der Stadt oder Agglomeration genauso wie aus dem bäuerlichen Umfeld. Für die einen sei ihr Leben exotisch und spannend, die anderen seien fasziniert davon, dass sie sich nicht scheue, anzuecken und darauf pfeife, was andere von ihr denken. «Ich lasse in meinen Reels auch mal Dampf ab, wenn mich mein Mann nervt oder erzähle, wie schwierig es gerade mit den Schwiegereltern und ihren Erwartungen ist.»

Sabrina Stadelmann vor ihrem Alpgebäude

Auch wenn Sabrina sagt, dass sie es in Sachen Social Media nun etwas ruhiger angehen lasse – mehrere Beiträge jeden Tag sind es trotzdem. Und auch ein bisschen Werbung ist noch dabei. «Aber ich mache jetzt wirklich nur noch das, worauf ich richtig Lust habe.» Etwa, einer Freundin beim Aufbau eines Restaurants zur Hand zu gehen. «Im ersten Jahr bin ich Küchenchefin, danach ziehe ich mich wieder zurück», erklärt sie. Dann will sie wieder vermehrt Apéros und Nachtessen für Gruppen auf ihrer Alp Bodenhütten unterhalb der Schrattenfluh anbieten. Also ihre Gäste verwöhnen und ihnen erzählen, wie es sich so lebt ohne Strom, mit ewig langen Arbeitstagen zwischen Melken und Kräutersammeln. Und ganz nebenbei Werbung machen für die Arbeit der Bauernfamilien und für ihre feinen Produkte, die natürlich entstanden und nicht weit gereist sind. Das ist es, worauf Sabrina Lust hat.

Text und Bilder: Max Hugelshofer

Erschienen im September 2025