Um diese Jahreszeit hat Josip Radoslav immer ein blaurotes Knie. Aber nicht etwa, weil er viel umfallen würde. Nein, das Knie ist blau, weil er sich beim täglichen Heidelbeerensammeln mit dem Knie abstützt und dabei Beeren zerdrückt.
Josip Radoslav ist leidenschaftlicher Pilz- und Beerensammler. Jetzt, im Herbst, ist er täglich in den Wäldern rund um Reckingen unterwegs. Dabei steigt er auch gern mal 1000 Höhenmeter hoch, um ein paar Stunden später mit 15 Kilo Beeren zurückzukommen. Oder mit einem Korb Pilzen. Und wenn es nichts zu ernten gibt, geht er einfach so in den Wald. «Ich bin ein Naturmensch», sagt der Radoslav, «und das Sammeln ist mir in die Wiege gelegt worden. Meine Mutter ging ständig Pilze und Beeren sammeln. Ich ging mit und es hat mich gepackt.»
Dass er vor knapp 50 Jahren in die Schweiz kam, ist sozusagen ein Glücksfall für Reckingen. «Ich habe so viele Kollegen, denen mache ich gern eine Freude. Wir machen auch Konfitüre oder Sirup und legen Pilze ein. Das könnte man schon teuer verkaufen, aber ich verschenke es lieber», sagt er und lacht.
Dass er kaum stillsitzen kann, nimmt man dem pensionierten Bahnarbeiter sofort ab. Drahtig ist er, schwungvoll sind seine Bewegungen, schlagfertig seine Antworten. «Meine Kollegen sagen: Dich müsste man mit dem Schlegel erschlagen, so fit bist du», scherzt er und fügt an: «Seit ich pensioniert bin, helfe ich, wo es mich braucht, heue, mache Maurerarbeiten, nur nicht sitzen bleiben. Ohne Arbeit würde ich verrückt.»