Angekommen im Paradies
Etwas Routine schade gerade nicht, finden die Bertholds. Zehn turbulente Jahre seit der Hofübernahme liegen hinter der jungen Bauernfamilie im malerischen Tal des Doubs an der Grenze zu Frankreich.
Etwas Routine schade gerade nicht, finden die Bertholds. Zehn turbulente Jahre seit der Hofübernahme liegen hinter der jungen Bauernfamilie im malerischen Tal des Doubs an der Grenze zu Frankreich.
«Ja, das Sofa ist immer noch dasselbe», bestätigt Mireille Berthold lachend. Als die Schweizer Berghilfe das junge Paar vor zehn Jahren auf dem Sofa fotografiert hatte, war ihre Tochter Charlotte gerade ein paar Monate alt gewesen. Heute sind sie zu fünft.
Die Bertholds hatten 2011 den Hof von Mathieus Eltern übernommen. Mireille, die gelernte Coiffeuse, hatte eben die Bäuerinnenschule beendet. Für Mathieu war es eine Rückkehr nach Wanderjahren in andere Länder und Branchen. Mit Unterstützung der Berghilfe und viel Eigenleistungen sanierte das junge Paar Küche und Wohnbereich des Wohnhauses aus dem Jahr 1840. Knapp ein Jahr nach Charlotte kam Agathe auf die Welt, und etwas mehr als ein Jahr danach folgte Justin. Und jedes Mal renovierte Mathieu ein zusätzliches Zimmer im oberen Stock. Das grosse Haus ist heute mit Leben gefüllt. «Es sind aber nicht nur die Kinder, die das Haus beleben», freut sich Mireille, «wir wohnen zwar sehr entlegen hier an der Grenze zu Frankreich, aber es kommt immer wieder jemand vorbei.»
Bertholds wollen sich möglichst selbst versorgen: Ihr Gemüse kommt inzwischen fast nur aus dem eigenen Garten, die Früchte stammen von den vielen Obstbäumen und Fleisch und Eier von den Hoftieren. Mit dem Holz aus dem eigenen Wald können sie selbst heizen.
Logisch war der Schritt, auf Bio-Produktion zu wechseln. «Kaum war Justin aus dem Gröbsten raus, wagten wir die Umstellung», sagt Mireille. Seit 2016 ist der Milchbetrieb Bio-zertifiziert. Zuvor hatten sie mit erneuter Unterstützung der Berghilfe den Anbinde- in einen Laufstall umgebaut und vergrössert. Statt 20 Milchkühe haben heute 26 Platz. «Aber wir wollen nicht noch mehr wachsen», bekräftigen beide, «wir wollen möglichst im Einklang mit der Natur und vom Hof leben».
Drei Kinder grossziehen, Gebäude selbst umbauen, neue Betriebs-Abläufe einführen, sich erfolgreich um Tiere und Land kümmern: Lange Tage ohne Ferien sind da programmiert. Doch das stört die früher viel gereisten Bertholds nicht. Der Doubs zieht hier eine malerische Kurve, hinter dem Hof öffnet sich ein kleines, waldbedecktes Tal. «Im Sommer baden wir fast jeden Tag im Doubs, und gehen oft in unserem Wald grillieren. Wir waren noch nie weg in den Ferien und bislang hat keines der Kinder etwas vermisst», sagen die beiden. Nur eines wünschen sie sich einhellig: «Etwas mehr Zeit, um im Wohnhaus zu werkeln. Es gibt da noch so viel zu tun».