L’Etivaz – gemeinsam statt einsam
Vor über 85 Jahren gegründet, ist die Alpkäseproduzenten-Genossenschaft erfolgreicher denn je. Und das dank saftigen Alpgras, Holzfeuern, einem zentralen Reifungskeller und professionellem Marketing.
Vor über 85 Jahren gegründet, ist die Alpkäseproduzenten-Genossenschaft erfolgreicher denn je. Und das dank saftigen Alpgras, Holzfeuern, einem zentralen Reifungskeller und professionellem Marketing.
Das Feuer in der einfachen Alphütte lodert, darüber hängt ein riesiger, aussen russschwarzer Milchkessel. Grégoire Martin und seine Frau senken ein Gazetuch in die Masse und wuchten die rund 25 Kilogramm schwere Käsemasse hinüber in die vorbereitete Form – drei Mal an diesem Morgen auf der Alp Culand oberhalb von Rossinière. Genauso produzieren jeden Sommer 70 Bäuerinnen und Bauern um L’Etivaz ihren Alpkäse. Sie liefern ihn nach drei Tagen in der genossenschaftlichen Käserei ab. Dort wird der Käse bis zur Reife mit modernsten Mitteln gehegt und gepflegt und dann professionell vermarktet und in alle Welt verkauft. Über dem Feuer käsen, mit dem Roboter pflegen.
Grösser könnten die Gegensätze dieser beiden Welten nicht sein – und doch sind es die zwei Seiten ein und derselben Sache: der Genossenschaft L’Etivaz. Engagierte Alpkäseproduzenten gründeten sie vor über 85 Jahren zu einer Zeit, als der Käseverkauf noch fest in der Hand der Kantone war. «Es glich fast einem Staatsstreich, als die Bergbauern sich 1934 entschieden, den Verkauf ihres Käses selbst in die Hand zu nehmen», sagt auch der heutige Vizepräsident Grégoire Martin. Und noch erstaunlicher: Die Bergbäuerinnen und Bergbauern akzeptierten Produktionsstandards wie zum Beispiel nur über dem Feuerkäsen, nur im Sommer mit Alpgras produzierte Milch verwenden oder bestimmte Grössen abliefern. Dies ermöglichte der Genossenschaft – als allerersten Käseproduzentin in der Schweiz – , ein AOP-Label für den Käse zu erhalten und so gute Preise auf dem Markt auszuhandeln.
Die Schweizer Berghilfe hat unter anderem 2012 den Neubau des Käsekellers und des neuen Ladens in L’Etivaz unterstützt. Die Genossenschaft ist für viele Bergbäuerinnen und Bergbauern in der Schweiz zu einem Vorbild geworden. Ihr beispielhafter Erfolg zeigt, dass ein Nischenprodukt, das sehr strengen Qualitätskriterien für die Produktion entspricht, auf einem sehr wettbewerbsstarken, nationalen und internationalen Markt Fuss fassen kann. Die Mitglieder der Genossenschaft haben es als echte Unternehmerinnen und Unternehmer verstanden, seit 1989 eine völlig unabhängige Verwaltung und Vermarktung zu etablieren und damit ein regionales Qualitätsprodukt aufzuwerten.
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