In drei Stunden war die rote Röhre bereit

Leuchtend rotes Dach auf eckiger Röhre: Das erste Biwak des Tessins steht hoch oben über Malvaglia. Es erschliesst eine neue, anspruchsvolle Höhenwanderung zwischen Bellinzona und dem Lukmanierpass.

«Das erste und für lange Zeit wohl einzige Tessiner Biwak bauen zu dürfen, reizte mich sehr», sagt die Architektin Sabrina Binda. Sie war 2022 angefragt worden, für den SAT Lucomagno, einen der vielen Tessiner Bergsteigervereine, ehrenamtlich eine kleine Schutzhütte zu planen. Enea Solari, Präsident des SAT Lucomagno und der Associazione Via Alta Crio, war mit Kollegen daran, das Biwak zu realisieren. Gerade im Mutterschaftsurlaub mit der ersten Tochter, sagte Sabrina Binda trotz fehlender Erfahrung zu. «Ich hatte noch nie eine autarke Berghütte gebaut», sagt die 38-Jährige. Doch das Vertrauen der Projektleiter gab ihr Mut. Das Biwak sollte eine neue, mehrtägige Höhenwanderung ermöglichen: die Via Alta Crio. In zehn Tagen wandert man auf ihr von Bellinzona zum Lukmanierpass – oft ausgesetzt, manchmal gar kraxelnd an Fixseilen.

Das Projekt in Kürze

  • Bergsteigerverein
  • Biwak
  • Malvaglia/TI

Eine zu lange Etappe

Die Idee zur Route war ein Jahr vorher aufgekommen. Es gab allerdings ein Hindernis: Eine Etappe war trotz den bestehenden Hütten entschieden zu lang. 22 Kilometer und über 3000 Höhemeter wären an einem Tag zu bewältigen gewesen. Doch etwa in der Mitte der Strecke, hoch oben auf 2700 Metern über Meer, gibt es ein kleines Plateau, geschützt vor Lawinen und Steinschlag und sogar mit einer kleinen Quelle in der Nähe. Der Ort für eine kleine Unterkunft war gefunden. Zehn Gäste sollten Platz haben. Nur: Wie baut man hier oben eine Hütte? Dazu noch für einen Verein bezahlbar?

«Meine erste Aufgabe war herauszufinden, wie das Gebäude konzipiert sein musste, damit wir es schnell aufrichten können», sagt Sabrina Binda. Die Lösung: ein Modulbau, lokal hergestellt aus Holz. Einige Schreiner im Tal hatten das Know-how für so einen Bau, aber nur einer hatte auch den Platz: Nicola Truaisch hatte gerade, unterstützt von der Schweizer Berghilfe, eine neue, grosse Werkhalle erstellt. Das Biwak war der erste grosse Auftrag, der darin entstand. Per Schwerlasthelikopter auf den Berg geflogen und montiert war das Biwak dann an einem einzigen Vormittag. Einladend rot leuchtet seither das Dach ankommenden Wanderern entgegen.

viacrio.ch

Text: Alexandra Rozkosny
Bilder: Marco Volken, Samuele Bucovaz

Erschienen im August 2024

Die Unterstützung

Das neue Biwak oberhalb von Malvaglia ermöglicht eine Mehrtageswanderung und zusätzliche Einnahmen für die umliegenden Hütten und Dörfer. Doch für den Bau reichte das Geld der Initianten nicht ganz. Auch dank der Unterstützung der Berghilfe kamen die notwendigen Mittel zusammen.
Was Sie tun können

Die neue Produktionshalle, in der das Biwak entstand, wurde ebenfalls von der Schweizer Berghilfe mitfinanziert. Lesen Sie das Porträt über den jungen Firmeninhaber Nicola Truaisch.

Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.