Vor zehn Jahren konnte sich Bergbauernfamilie Koller mit selbstgeschweissten Grills ein Standbein aufbauen. Heute ist die Metallkunst ihre wichtigste Einnahmequelle. Und auch sonst ist viel passiert. Zum Beispiel ein Umzug und fünf Geburten.
Der Grill ist eingeheizt. Gemütlich knistern die Holzscheite in der Feuerschale, während der Rauch über die verschneite Hügellandschaft zieht. Familie Koller setzt sich auf die Holzbänke rund um die Feuerstelle, lacht in die Kamera. Die gleiche Szene hat sich zehn Jahre zuvor schon einmal abgespielt, als die Fotos geschossen wurden für die Reportage in der damaligen «BerghilfZiitig». Heute soll das Bild von damals möglichst genau nachgestellt werden. Aber vieles hat sich verändert. Es liegen jetzt zum Beispiel nicht mehr vier Bratwürste auf dem Grill, sondern gleich ein Dutzend. Zu den drei Kindern von damals sind fünf weitere dazugekommen, und grösser und hungriger sind sie auch geworden. Ausserdem zieht der Rauch nicht mehr über die Hügel im Appenzellerland, sondern über die des Emmentals.
Ohne euch wären wir jetzt nicht hier», sagt Michael Koller. Die Reportage in der «Berghilf-Ziitig» habe seinem neu gegründeten Betriebszweig Metallverarbeitung damals den nötigen Anschub gegeben. «Aus der ganzen Schweiz riefen Leute an, die sich für meine stabilen Grills interessierten», erzählt er. Michael konnte den Erlös in weitere Maschinen investieren. Er entwickelte sein erstes Modell weiter, aus dem einfachen Grill wurden aufwendige Feuerstellen, dann kamen Ziersäulen, Sichtschutzwände oder Windspiele dazu, oft liebevoll dekoriert mit volkstümlichen Scherenschnitt-Motiven wie Alpaufzügen oder Bergen. Und die Kundschaft ging diesen Weg begeistert mit.
Einmal fast quer durchs Land ging es auch für Familie Koller. Der Verpächter ihres Betriebs in Gonten/AI wollte nicht mehr ins 150-jährige Haus investieren, sondern einen teuren Neubau errichten. Die damit verbundene Pachtzinserhöhung wäre für Kollers allerdings nicht tragbar gewesen. So entschlossen sie sich, dem Hof, den Michaels Familie seit vier Jahrzehnten bewirtschaftet hatte, Lebewohl zu sagen und etwas Neues zu suchen. Sie hatten Glück. Es brauchte nur ein einziges Telefonat, um fündig zu werden. Das war 2021. Inzwischen haben sich Kollers im Emmental eingelebt, alle Bewilligungen sind da, die nötigen Anpassungen und Umbauten abgeschlossen und die Werkstatt läuft wieder auf Hochtouren. Debora: «Wir sind sehr dankbar und gespannt, was die nächsten zehn Jahre bringen.»
