Mehrsprachig aufwachsen an der Sonne
Vor zehn Jahren unterstützte die Schweizer Berghilfe Familie Hochstrasser beim Bau ihres kleinen Wohnhauses. Inzwischen haben sowohl das Haus als auch der Stall Anbauten bekommen.
Vor zehn Jahren unterstützte die Schweizer Berghilfe Familie Hochstrasser beim Bau ihres kleinen Wohnhauses. Inzwischen haben sowohl das Haus als auch der Stall Anbauten bekommen.
«An die Sonne hatten wir uns schnell gewöhnt», sagt Bozena Hochstrasser. Gut zehn Jahre ist es her, dass sie mit ihrem Mann Martin und dem damals zweijährigen David von Martins Elternhaus im schattigen Tobel unten ins neue Wohnhaus auf der Krete gezogen ist. «Ich könnte mir heute nicht mehr vorstellen, dort unten zu leben, wo im Winter während mehrerer Wochen kein Sonnenstrahl hinkommt», sagt sie. Das neue Häuschen im Blockhütten-Stil ist schnell zum gemütlichen Zuhause der kleinen Familie geworden. Sein Holz ist inzwischen deutlich dunkler als noch auf den Bildern, die damals in der «Berghilf-Ziitig» abgedruckt waren, und im Laufe der Jahre haben Hochstrassers auf zwei Seiten je einen Wintergarten angebaut. «Das Haus ist immer noch nicht riesig, aber so haben wir zu dritt genügend Platz», sagt Martin. Er profitiert jeden Tag davon, dass das Haus nun direkt neben dem Stall steht.
Auch David, der inzwischen in die sechste Klasse geht, ist oft im Stall anzutreffen. «In den Ferien stehe ich immer morgens um 6 Uhr auf, um beim Melken zu helfen», sagt er stolz. Dass er später einmal Bauer werden will, ist für ihn klar. Vorläufig ist aber noch Schule angesagt. Und zwar auf Französisch, denn die Schule im deutschsprachigen Seehof ist seit einigen Jahren geschlossen und die Kinder werden per Bus nach Corcelles gefahren. So spricht David mit den Eltern Schweizerdeutsch, mit seiner Mutter teilweise Polnisch und in der Schule Französisch. Das kommt ihm hier, direkt an der Sprachgrenze, immer wieder zugute. Der Tierarzt beispielsweise spricht kein Deutsch. Wenn der auf den Hof kommt, übersetzt nun David. Früher musste sich Martin, der nie Französisch gelernt hat, mit Händen und Füssen verständlich machen.
Nicht nur das Wohnhaus ist in den vergangenen zehn Jahren etwas grösser geworden, auch der Stall hat einen Anbau bekommen. «Wir können nun etwas mehr Rinder halten und so die Weideflächen auf unserer Pachtalp besser nutzen», sagt Martin. Wenn bald noch der Wagenschopf fertig wird, der sich im Bau befindet, stehen vorläufig keine Investitionen mehr an. Vielleicht sogar erst wieder, wenn David den Hof eines Tages übernimmt.