Übernachten und «zmörgelen» unter den Wolken

In der Bergbeiz und der Ferienwohung von Familie Blumer sind die Gäste dem Himmel ein Stück näher.

Mit ihrem Agrotourismusangebot hat Familie Blumer eine Möglichkeit gefunden, ihre Produkte an den Mann und an die Frau zu bringen. Profitieren davon können die Gäste im Safiental.

Es ist ein wunderschönes Plätzchen, das Familie Blumer ihr Zuhause nennt: der Weiler Camana weit hinten im Bündner Safiental. «Hier ist man dem Himmel ein Stück näher», sagt Ueli Blumer stolz. Was lag da näher, als das neue Agrotourismusangebot gleich so zu benennen? «Dem Himmel ein Stück näher».

Angefangen hatte alles mit dem alten Stall direkt neben dem Wohnhaus. Nachdem in den 90er-Jahren der neue, zentrale Stall für die Kühe gebaut wurde, lebten in dem kleinen Holzgebäude vorerst noch ein paar Schafe. Danach stand er jahrelang leer und wurde nur noch als Abstellraum genutzt. «Ich fand es schon immer schade, dass dieses wunderschöne Gebäude nicht richtig genutzt werden konnte», sagt Deborah, die ursprünglich aus dem Tessin kommt und ihren späteren Mann Ueli an einer Weiterbildung für Landwirte zum Thema Agrotourismus kennengelernt hatte.

Da lag die Idee, den Stall irgendwie touristisch zu nutzen, natürlich nahe. Allerdings fehlte für einen Umbau das Geld. Doch dann bekundete plötzlich ein Bekannter von Deborahs Eltern Interesse an dem Maiensäss, das sie im Tessin besass. «Er war bereit, für unsere Verhältnisse viel Geld dafür zu bezahlen.» Also fingen Deborah und Ueli an zu planen. Der alte Stall sollte ausgehöhlt werden. Im oberen Stock planten sie eine kleine Ferienwohnung, unten einen Bewirtschaftungsraum für Anlässe und eine Besenbeiz. «Wichtig war uns, eine Möglichkeit zu schaffen, unsere eigenen Produkte wie Alpkäse, Fleisch und Gebäck an unsere Gäste verkaufen zu können», sagt Deborah.

Das Projekt in Kürze

  • Agrotourismus Familie Blumer
  • Neue Gästezimmer im alten Stall
  • Thalkirch/GR

Alles war bereit, die Arbeiter standen in den Startlöchern – da sprang der Käufer des Maiensäss in letzter Minute ab. «Wir hatten schon so viel Zeit und Geld in das Projekt investiert, jetzt gab es kein Zurück mehr», erinnert sich Ueli. Die Familie kratzte alles Ersparte zusammen, reizte die Finanzierungsmöglichkeiten der Bank voll aus – und als dann auch noch die Schweizer Berghilfe ihre Unterstützung zusicherte, stand dem Projekt nichts mehr im Weg.

Inzwischen ist «Dem Himmel ein Stück näher» seit drei Jahren in Betrieb. Es ist ein richtiges Familienprojekt geworden. Wenn im Sommer zweimal pro Monat einer der beliebten «Zmorge» angesagt ist, helfen die Kinder tatkräftig und vor allem freiwillig mit. Im Bewirtschaftungsraum haben Blumers eine Selbstbedienungs-Besenbeiz eingerichtet, die bei Wanderern und Bikern sehr beliebt ist. Und immer, wenn das benachbarte Safier Heimatmuseum geöffnet hat, kocht Debora Suppe und bäckt Kuchen und bewirtet die Gäste. Und die fühlen sich dabei alle dem Himmel ein Stück näher.

demhimmeleinstücknäher.ch

Text: Max Hugelshofer

Bilder: Yannick Andrea

Erschienen im August 2019
Die Schweizer Berghilfe leistet finanzielle Unterstützung, wenn das Geld nicht ausreicht, um ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.